Amoxicillin-Trockensäfte sind derzeit von Lieferengpässen betroffen. Nachschub scheint in den nächsten Wochen und Monaten in Sicht. In Europa gibt es nur noch eine Penicillin-Herstellungsstätte, und zwar in Österreich.
Die Liste der beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldeten Lieferengpässe für Amoxicillin ist lang – 17 Arzneimittel sind aufgeführt (Stand 25. Oktober 2022). Darunter Filmtabletten und Trockensäfte. Die voraussichtlichen Liefertermine sind zwischen Ende Oktober 2022 und Sommer 2023 datiert. Die Gründe für die Lieferausfälle: unzureichende Produktionskapazitäten sowie erhöhte Nachfrage. In Europa gibt es nur noch eine Penicillin-Herstellungsstätte – wie die von Pro Generika veröffentlichte Zahl des Monats Oktober zeigt. Da stellt sich die Frage: Wie lange kann dort noch wirtschaftlich produziert werden?
„Ist Europas letzte Penicillin-Produktion in Gefahr?“, fragt Pro Generika. Gemeint ist der österreichische Ort Kundl, in dem sich die einzige europäische Produktionsstätte für Penicilline befindet, und zwar vollumfänglich vom Wirkstoff bis zum Fertigarzneimittel – unter anderem Amoxicillin. Die steigenden Energiepreise lassen die Frage aufkommen: Wie lange geht das noch?
„Das Werk in Kundl verbraucht etwa so viel Strom wie die Stadt Innsbruck. Die Energiekosten lagen bisher bei etwa 10 bis 15 Millionen Euro im Jahr. Die Prognose für 2023: Kosten von 100 bis 120 Millionen Euro“, sagt Peter Stenico, Country Head Sandoz Germany. „Wir haben bei der Antibiotika-Produktion massive Kostensteigerungen.“ Und das bei konstantem Preis, den die Hersteller bekommen.
Kein Wunder, dass viele Unternehmen den Marktrückzug angetreten haben. Denn an Preiserhöhungen seitens der Hersteller ist in Zeiten von Festbeträgen und Rabattverträgen kaum zu denken. Ein Problem: Denn ziehen sich immer mehr Hersteller aus dem Markt zurück, kann ein Ausfall nur schwer kompensiert werden.
„Als letztes großes Unternehmen ist Sandoz mit Amoxicillin auf dem deutschen Markt“, teilt Pro Generika mit. „Das Unternehmen, das in Kundl produziert, hat einen Marktanteil von 70 Prozent.“
„Wenn Unternehmen mit der Herstellung von Arzneimitteln ins Minus rutschen, müssen sie die Produktion einstellen“, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. „Die Politik muss jetzt gegensteuern und es den Generika-Herstellern möglich machen, ihre Preise den Kosten anzupassen. Ansonsten ziehen sich noch mehr Unternehmen zurück und es wird weitere Engpässe geben.“
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