Arzneimittel mit Erklärungsbedarf: Antibiotische Trockensäfte sind bei der Abgabe beratungsintensiv. Schon bei der Zubereitung kann einiges schiefgehen und den Therapieerfolg gefährden. Übernimmt die Apotheke die Herstellung der Suspension, ist es eine Dienstleistung, die von den Kassen nicht honoriert wird.
Das Problem
Werden antibiotische Trockensäfte nicht korrekt hergestellt, sind Fehldosierungen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen nicht auszuschließen. Möglich sind sowohl Unter- als auch Überdosierungen.
Fehlerquellen
Beim Anmischen der Trockensäfte lauern verschiedene Fehlerquellen. Beispielsweise kann zu warmes Wasser verwendet oder mit zu viel oder zu wenig Flüssigkeit aufgefüllt werden. Wie viel Leitungswasser für die Zubereitung benötigt wird, ist der Fachinformation des Arzneimittels zu entnehmen. In einigen Fällen muss bis zur Markierung, in anderen mit der vorgegebenen Menge – entsprechend dem beiliegenden Messebecher – Flüssigkeit aufgefüllt werden.
Auch wenn das Pulver vor der Zugabe von Wasser nicht aufgelockert oder im Anschluss nicht richtig geschüttelt wird, können sich Fehler beim Endprodukt ergeben. Wird bis zur Markierung mit Leitungswasser aufgefüllt, muss der Blickwinkel stimmen. Es darf nicht von oben oder unten auf die Linie geguckt werden. Korrekt ist die Betrachtung in einem Winkel von 45 Grad.
Ist die Suspension hergestellt, muss die korrekte Lagertemperatur eingehalten werden. Nicht alle Präparate müssen im Kühlschrank gelagert werden. Rekonstituierte Suspensionen mit Amoxicillin, Penicillin, Erythromycin und Cefpodoxim sollen bei zwei bis acht Grad im Kühlschrank gelagert werden. Die Haltbarkeit ist in Abhängigkeit vom Arzneistoff zeitlich begrenzt. Penicillin kann für zehn Tage und Cefaclor für 14 Tage bei kühler Lagerung angewendet werden. Nicht in den Kühlschrank gehören Clarithromycin und Azithromycin. Die zubereitete Zithromax-Suspension ist bei Raumtemperatur fünf Tage haltbar.
So läuft die Zubereitung
- Vor dem Öffnen der Flasche das Pulver leicht aufschütteln.
- Mit kaltem Leitungswasser bis knapp unter die Markierung auffüllen oder wenn ein Messbecher beiliegt, mit der vorgeschriebenen Menge Leitungswasser auffüllen.
- Flasche schließen und kräftig schütteln. Es dürfen keine Pulverreste am Flaschenboden oder am Glasrand anheften.
- Die Flasche stehenlassen, bis sich der Schaum gesetzt hat und keine Blasen mehr vorhanden sind.
- Wenn nötig, mit Leitungswasser bis zur Markierung auffüllen.
- Herstellungsdatum auf der Flasche notieren und die Suspension entsprechend der Vorgaben lagern.
Vor jeder Anwendung ist die Suspension aufzuschütteln!
Herstellung in der Apotheke ist Dienstleistung
Das Anmischen des Trockensaftes ist eine Dienstleistung der Apotheke, die nicht per Sonder-PZN abgerechnet werden kann. Auch nicht, wenn der Mediziner auf der Verordnung vermerkt, dass der Trockensaft in der Apotheke hergestellt werden soll. Bei der Zubereitung handelt es sich nicht um eine Rezeptur, auch wenn theoretisch eine Suspension angefertigt wird. Es ist lediglich eine Dienstleistung, die wie die Beratung bei der Arzneimittelabgabe mit den Aufschlägen der Arzneimittelpreisverordnung abgegolten ist.
Fehler bei der Dosierung
Vielen Trockensäften liegt ein Dosierlöffel bei. Allerdings ist das Abmessen der benötigten Menge mithilfe eines Dosierlöffels fehleranfällig und ungenau. Dosierspritzen gewährleisten eine genauere Abmessung und sollten bevorzugt verwendet werden. Außerdem kann das Arzneimittel einfacher verabreicht werden. Die Suspension kann dann direkt seitlich in die Backentasche eingebracht werden. Das erleichtert das Schlucken und umgeht die Geschmackspapillen auf der Zunge.
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