Ein Prozent aller Menschen erkrankt an Epilepsie und sogar 5 Prozent erleiden in ihrem Leben einen epileptischen Anfall. Treffen kann es jede*n. Eine medikamentöse Behandlung kann Anfälle verhindern. Allerdings sind Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln möglich, beispielsweise bei Lamotrigin und der Kombi Levonorgestrel/Ethinylestradiol – ein doppeltes Problem, denn die kontrazeptive und auch die antiepileptische Wirkung können beeinträchtigt werden.
Weil einige Antiepileptika eine hohe Teratogenität besitzen, ist eine sichere Verhütung von großer Bedeutung. Zwar liegt für Lamotrigin eine große Datenmenge vor, die zeigt, dass während des ersten Schwangerschaftsdrittels unter einer Monotherapie das Risiko für kongenitale Fehlbildungen, einschließlich Lippen-Kiefer-Gaumenspalten nicht wesentlich erhöht ist. Allerdings kann Lamotrigin die Dihydrofolatreduktase geringfügig hemmen und so der Folsäurespiegel gesenkt werden. Theoretisch kann daher das Risiko einer embryofetalen Schädigung erhöht sein. Auf der anderen Seite kann aber auch eine Schwangerschaft selbst den Lamotriginspiegel und/oder die therapeutische Wirkung des Antiepileptikums beeinflussen. Plant eine Frau, die mit Lamotrigin behandelt wird, schwanger zu werden, sollte die medikamentöse Therapie der Epilepsie überdacht werden.
Wird unter Lamotrigin hormonell verhütet, sind Levonorgestrel-haltige Pillen – beispielsweise in Kombination mit Ethinylestradiol – nicht Mittel der Wahl, denn die Präparate können die Wirksamkeit des Antiepileptikums verringern.
Levonorgestrel/Ethinylestradiol und Lamotrigin: Was passiert?
Die Kombi aus Levonorgestrel und Ethinylestradiol kann die Lamotrigin-Clearance um etwa das Doppelte erhöhen – der Wirkstoffspiegel sinkt und die Anfallskontrolle ist in Gefahr. Die Wirkstoffkombi kann die Glucuronidierung von Lamotrigin signifikant induzieren. Es zeigt sich jedoch ein weiteres Problem: Während der „pillenfreien Woche“ steigt die Serumkonzentration von Lamotrigin wieder an und kann sich am Ende der hormonfreien Woche durchschnittlich um etwa das Zweifache erhöhen als während der Einnahme von Lamotrigin und Levonorgestrel/Ethinylestradiol. Eine Anpassung der Erhaltungsdosis unter ärztlicher Kontrolle ist in den meisten Fällen nötig. Oft sind Erhaltungsdosen um das Zweifache erforderlich, um die Therapie zu sichern und ein therapeutisches Ansprechen zu erreichen. Wird das hormonelle Kontrazeptivum wieder abgesetzt, kann die Lamotrigin-Dosis wieder reduziert werden.
Bei der Wahl der Pille sollte auf ein Präparat ohne einnahmefreies Intervall zurückgegriffen werden, denn so können Schwankungen des Lamotriginspiegels und damit verbundene verstärkte Nebenwirkungen des Antiepileptikums vermieden werden.
Auf der anderen Seite kann Lamotrigin die kontrazeptive Wirkung beeinflussen und mindern, denn es kann zu einer Änderung der Clearance von Levonorgestrel kommen, die mit mäßig ansteigenden FSH- und LH-Spiegeln einhergehen kann. Patientinnen sollten ihren Zyklus und jegliche Veränderungen beobachten und gegebenenfalls mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin besprechen. Auf die Ethinylestradiol-Komponente hat Lamotrigin hingegen keinen Einfluss.
Lamotrigin ist ein Antiepileptikum und kann unter anderem bei Kindern und Erwachsenen ab 13 Jahren sowohl als Zusatz- als auch als Monotherapie partieller oder generalisierter Anfälle sowie tonischklonischer Anfälle eingesetzt werden. Ab 18 Jahren kommt Lamotrigin zur Behandlung bipolarer Störungen zum Einsatz. So kann depressiven Episoden vorgebeugt werden. Die Wirkung beruht auf einer aktions- und spannungsabhängigen Blockade der spannungsgesteuerten Natriumkanäle. Lamotrigin besitzt antikonvulsive Eigenschaften, da die Freisetzung von Glutamat und die anhaltende repetitive Entladung der Neurone gehemmt werden.
Die Kombi aus Levonorgestrel und Ethinylestradiol ist in verschiedenen Präparaten zur oralen Kontrazeption enthalten. Die Fixkombination aus Estrogen und Gestagen verhindert zum einen den Eisprung und verändert zum anderen den Zervixschleim.
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