Die Einführung der allgemeinen Impfpflicht wird heiß diskutiert und ist heute auch Thema in der Bundespressekonferenz. Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach mahnt: Die Impfpflicht dürfe nicht zu spät kommen, damit es im Herbst keinen Rückfall gebe.
„Wir haben derzeit die Omikron-Welle gut in der Kontrolle“, so Bundesgesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach in der heutigen Bundespressekonferenz. Man könne zwar die Welle nicht kontrollieren, aber ihre Folgen. Zudem gebe es hierzulande ein Sonderproblem: Deutschland habe nach Italien die zweitälteste Bevölkerung in Europa. In der Gruppe der Ü60-Jährigen gibt es hierzulande viermal so viele Ungeimpfte wie in England und dreimal so viele Ungeimpfte wie in Italien, so der Minister. Das Ziel sei es, diese Personen zu schützen. Denn erkranken die ungeimpften Ü60-Jährigen, würden die Verläufe schwer sein und die Sterbezahlen hoch.
„Wir rechnen mit Inzidenzen von bis zu 400.000“, so Lauterbach. „Mit den hohen Fallzahlen haben wir gerechnet – wir liegen unter diesen Vorhersagen. Uns ist es gelungen, die Älteren gut zu schützen.“ In dieser Gruppe seien die Inzidenzen insgesamt am niedrigsten und die Zahl der Sterbefälle gering. Dennoch mahnt der Minister: „Wir stehen noch vor dem Zenit der Welle.“
Und hier kommt die Booster-Kampagne ins Spiel – sie wird weitergefahren und wieder angetrieben, so Lauterbach. Denn zuletzt sei sie ins Stocken geraten – das sei keine Überraschung. Die Ursachen sind vielfältig, so hätten sich zu Beginn die motivierten Impflinge boostern lassen, während Menschen, die eher skeptisch sind, schwerer zu überzeugen seien. Zum anderen würden einige Bürger:innen auf an Omikron angepasste Impfstoffe warten und durch die milderen Verläufe bei Omikron denken, dass das Impfen nicht so wichtig erscheine. Dies sei jedoch ein Trugschluss. Wer denke, jetzt eine Infektion mit Omikron zu durchleben, sei der günstigste Immunschutz für den Herbst, sei falsch informiert.
„Bitte lassen Sie sich boostern, Sie tun sich damit den größten Gefallen überhaupt. Warten Sie nicht auf neue Impfstoffe“, mahnt der Minister. Denn bis es so weit sei, dass die angepassten Impfstoffe zur Verfügung stehen, dauere es noch einige Zeit.
Noch wichtiger: Auch die „alten“ Impfstoffe von Biontech und Moderna, die derzeit für die Booster-Impfungen eingesetzt werden, bieten einen zuverlässigen Schutz. „Das Risiko zu sterben, wird durch eine Booster-Impfung um 99 Prozent gesenkt“, appelliert Lauterbach und ruft zur Auffrischimpfung auf. Vor allem für Ältere sei diese der beste Schutz.
Zudem müsse die Impflücke der Ü60-Jährigen geschlossen werden. Diese liegt derzeit bei 12 Prozent und lasse sich nur mit Einführung der allgemeinen Impfpflicht schließen, so der Minister und mahnt: Die Impfpflicht dürfe nicht zu spät kommen, damit es im Herbst keinen Rückfall gebe.
In der nächsten Woche werde zudem eine neue Testverordnung vorgelegt, konkret gehe es dabei um die Priorisierung der PCR-Tests. Gepoolte Tests kommen für den Minister nicht infrage, denn dazu müssten die Labore umgestellt werden und das sei nur möglich, wenn das Testaufkommen gering sei – das ist derzeit nicht der Fall. Würden die Antigentests klug eingesetzt, könne man die Omikron-Welle gut kontrollieren und beherrschen – insbesondere beim Freitesten.
Im Hinblick auf die Debatte um den verkürzten Genesenenstatus verteidigt Lauterbach die Entscheidung und bezeichnet diese als sinnvoll. Genesene müssten sich darauf verlassen können, dass sie durch ihre Immunisierung keine Ansteckungsgefahr für andere darstellen. Dies sei durch die Omikron-Variante aber nur noch für einen kürzeren Zeitraum der Fall. Der Minister betonte zudem, sich auch auf europäischer Ebene für die Einführung einer Drei-Monats-Frist einzusetzen. „Ich wusste nicht, dass die Änderung so schnell kommt, hier gab es ein Kommunikationsproblem“, gab der Minister jedoch zu. Über die teilweise abweichende Umsetzung der Regelung in den Ländern werde man sprechen, so Lauterbach. „Inhaltlich halte ich dies jedoch für falsch.“
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