Das weiß doch jede*r: Levothyroxin (L-Thyroxin) sollte am Morgen nüchtern mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück unzerkaut mit Flüssigkeit (Leitungswasser) eingenommen werden. Denn sowohl Arzneimittel als auch Lebensmittel können die Aufnahme von L-Thyroxin beeinflussen – so auch Soja-haltige Produkte.
Aluminiumhaltige magensäurebindende Arzneimittel, eisenhaltige Medikamente und Calciumcarbonat können bei gleichzeitiger Gabe die Resorption von L-Thyroxin vermindern. Der Grund: Es bilden sich schwerlösliche Komplexe. Daher sollte L-Thyroxin mindestens zwei Stunden vorher eingenommen werden. Aber nicht nur polyvalente Kationen und auch Kaffee können die Resorption des Arzneistoffes stören, sondern auch Sojapräparate.
Wird L-Thyroxin mit dem morgendlichen Kaffee statt Leitungswasser eingenommen, kann sich die Resorption um 40 Minuten verzögern. Außerdem wird die Bioverfügbarkeit um 32 Prozent gesenkt – auch wenn der Kaffee schwarz – also ohne Milch – getrunken wird.
Soja-haltige Produkte stören die L-Thyroxin-Resorption aus dem Darm. Denn der Wirkstoff, der bei Schilddrüsenfunktionsstörungen zum Einsatz kommt und die fehlenden körpereigenen Hormone ersetzen soll, entspricht Thyroxin (T4); dessen Aufnahme in einigen Fällen durch Sojapräparate vermindert werden kann, was wiederum den Bedarf erhöht. Diese Wirkung der Sojaisoflavone ist noch nicht ausreichend untersucht, wird aber aktuell dem Verzehr von großen Mengen Soja zugesprochen. Man schreibt den Sojaisoflavonen dennoch auch in niedrigeren Dosen eine Hemmung der Bindung von T4 und T3 an ihre Transportproteine zu.
Um normale Serumspiegel der Schilddrüsenhormone T4 und des Schilddrüsen-stimulierenden Hormons (TSH) zu erreichen, müssen die Patient*innen unter Umständen in Abhängigkeit von der Menge an verzehrten Sojaprodukten die Dosis des Arzneimittels erhöhen. Patient*innen können durch die Umstellung auf eine sojareiche Ernährung eine Hyperthyreose entwickeln.
Laut Fachinformation können ungewöhnlich hohe Dosen von L-Thyroxin erforderlich sein, um normale Serumspiegel von T4 und TSH zu erzielen. Wird die Ernährung umgestellt und auf eine sojareiche Ernährung verzichtet, sind eine engmaschige Kontrolle der Serumspiegel von T4 und TSH sowie gegebenenfalls eine Dosisanpassung nötig.
Tipp für die Beratung: Patient*innen, die sich sojareich ernähren, sollten sich an die Einnahmeregeln halten (nüchtern, mit Leitungswasser) und die Schilddrüsenwerte engmaschig kontrollieren lassen.
Achtung, Kropf! Die Sojabohne gehört zu den goitrogenen Nahrungsmitteln, die eine Schilddrüsenvergrößerung – einen Kropf – verursachen können. Der Grund: Die Nahrungsmittel können die Aufnahme von Iod aus dem Blut hemmen und Iod ist für die Bildung der Schilddrüsenhormone notwendig. Die Schilddrüsenzellen produzieren vorrangig T4, das dann in T3 deiodiert wird. Wie hoch das Risiko ist, einen Kropf auszubilden, kann allerdings nicht beziffert werden.
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