Levothyroxin (L-Thyroxin) kommt zur Behandlung einer Hypothyreose zum Einsatz. Doch der Wirkstoff kann auch die Knochengesundheit gefährden. Demnach kann eine Dauertherapie mit L-Thyroxin das Risiko für Knochenschwund erhöhen.
Schätzungsweise rund vier Millionen Menschen leiden hierzulande an Hypothyreose – einer Schilddrüsenunterfunktion, bei der nicht genügend Schilddrüsenhormone Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4) gebildet werden. Die Folgen: Müdigkeit, Gewichtszunahme, Haarausfall und weitere gesundheitliche Beschwerden. Behandelt wird oftmals mit L-Thyroxin.
Levothyroxin entspricht T4 und ist in der Wirkung ähnlich. Der Arzneistoff wird synthetisch hergestellt und einmal täglich eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit Leitungswasser eingenommen. Levothyroxin ist ein Prodrug und wird im Organismus in das wirksamere Triiodothyronin umgewandelt.
Doch eine langfristige Einnahme kann Folgen für die Knochengesundheit haben – zumindest bei bestimmten Patient:innen. Genau führt eine Dauertherapie mit L-Thyroxin zu einem erhöhten Risiko für Knochenschwund, zeigt eine Studie der Johns Hopkins University (USA).
Die Studie
Der normale Referenzbereich für das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) liegt dem Forscherteam zufolge bei etwa 0,4 bis 5,0 Mikroeinheiten pro Milliliter. Ein erhöhter TSH-Wert deutet auf eine zu geringe Produktion von T3 und T4 – Hypothyreose – hin. Hier kommt L-Thyroxin ins Spiel. Das Problem: Bei zahlreichen Patient:innen, die seit Jahren L-Thyroxin anwenden, sei die Behandlung mitunter nicht (mehr) erforderlich. Die Folge: ein TSH-Überschuss, der mit gesundheitlichen Folgen verbunden sein kann.
Welchen Einfluss die Dauertherapie mit L-Thyroxin auf die Knochengesundheit hat, wenn Patient:innen eine normale Schilddrüsenfunktion aufweisen, haben die Forschenden anhand von Studiendaten überprüft. Die berücksichtigten Patient:innen hatten ein Durchschnittsalter von 73 Jahren, einen TSH-Wert von 2,5 und erhielten entweder L-Thyroxin oder nicht.
L-Thyroxin: Risiko für Knochenschwund durch unnötige Dauertherapie
Nach rund sechs Jahren Beobachtungszeit zeigte sich: Unter einer Langzeitanwendung von L-Thyroxin wiesen die Patient:innen häufiger Anzeichen von Knochenschwund auf. „Die Ergebnisse zeigten, dass die Einnahme von Levothyroxin mit einem größeren Verlust an Knochenmasse und Knochendichte des gesamten Körpers verbunden war – selbst bei Teilnehmern, deren TSH-Werte im Normbereich lagen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die Forschenden appellieren daher, eine Verschreibung von L-Thyroxin genau in Bezug auf ihre Notwendigkeit hin zu prüfen. „Es sollte eine Risiko-Nutzen-Bewertung durchgeführt werden, bei der die Stärke der Indikationen für die Behandlung gegen die möglichen Nebenwirkungen von Levothyroxin abgewogen wird.“ Zudem sollten die Schilddrüsenwerte von Patient:innen unter der Therapie regelmäßig kontrolliert werden.
Achtung: Bei der Anwendung von L-Thyroxin drohen verschiedene Wechselwirkungen, unter anderem mit Arzneimitteln wie der Pille, aber auch mit Lebensmitteln wie Kohl und Nüssen.
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