Kuscheln, bitte: Oxytocin plus Zuneigung fördern Wundheilung
Vor allem Kinder werden bei kleinen Wehwehchen mit Streicheleinheiten und guten Zureden getröstet, um den Schmerz zu lindern. Dass dies auch im Erwachsenenalter Wirkung zeigt, bestätigen aktuelle Daten. Genau können Zuneigung und das „Kuschelhormon“ Oxytocin die Wundheilung beschleunigen.
Oxytocin ist vor allem als „Kuschelhormon“ bekannt. Denn dem im Gehirn produzierten Botenstoff werden bindungsverstärkende, aber auch angstlösende Eigenschaften zugesprochen. Die Freisetzung erfolgt durch mechanische Reize der Vagina, des Uterus, der Brustwarze, den Orgasmus sowie durch das Schreien eines Babys. Zum Einsatz kommt Oxytocin vor allem zur Einleitung der Geburt, da er zu einer kontrahierenden Wirkung auf den Uterus führt.
Doch auch ein schmerzunterdrückender Effekt konnte bereits nachgewiesen werden. Demnach blockiert der Wirkstoff die Weiterleitung von Schmerzreizen im Rückenmark und hemmt gleichzeitig die Schmerzempfindung in der Körperperipherie, informiert das Deutsche Krebsforschungszentrum.
Welche Rolle Oxytocin bei der Wundheilung spielt, haben Forschende nun herausgefunden.
Oxytocin plus Zuneigung wirken positiv auf die Wundheilung
Ein Team des Universitätsklinikums Heidelberg und weiterer internationaler Institutionen hat untersucht, ob und wenn ja welchen Einfluss Zuneigung – emotional sowie körperlich – und/oder das „Kuschelhormon“ Oxytocin auf die Wundheilung haben. Dafür wurden Personen in Paarbeziehungen untersucht. Die Teilnehmenden wurden entweder mit einem Oxytocin-haltigen Nasenspray oder einem Placebo behandelt. Außerdem führte die Hälfte der teilnehmenden Paare mehrmals täglich positive Gespräche und/oder tauschte körperliche Zuneigung aus. Anschließend wurden der Fortschritt der Wundheilung nach einem sowie sieben Tagen sowie der Stresslevel – unter anderem anhand des Cortisol-Spiegels – und die empfundene intime Nähe bewertet.
Das Ergebnis: Die Mischung macht´s. So ergaben sich im Vergleich von Oxytocin und Placebo allein bei der Wundheilung keine Unterschiede, gleiches galt für den alleinigen Austausch von Zuneigung. Wurde die Behandlung mit dem „Kuschelhormon“ allerdings durch Zärtlichkeit unterstützt, wurde der Heilungsprozess deutlich beschleunigt und der Stresslevel sank. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Zuwendung im Alltag messbare Effekte auf den Körper hat. Sie beschleunigt in Kombination mit Oxytocin sogar die Heilung kleiner Wunden“, heißt es von den Forschenden.
Einmal mehr werde dadurch deutlich, „wie eng Verhalten und Hormonsystem zusammenarbeiten und wie stark dieses Zusammenspiel die körperliche Gesundheit in nahen, liebevollen Beziehungen beeinflussen kann.“ Allerdings sei Oxytocin kein eigenständiges Heilmittel, sondern scheine als Hormon zu wirken, das die positiven Effekte von Nähe und positiven Beziehungserfahrungen auf den Körper überträgt. Daher braucht es brauche weitere Studien, um den Effekt genauer zu untersuchen.
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