Kurz vor dem Jahreswechsel war hierzulande etwa jede/r Zehnte krank und damit der vorläufige Höhepunkt der Welle an Atemwegserkrankungen erreicht. Doch anstatt sich zu Hause auszukurieren, geht mehr als jede/r Vierte krank zur Arbeit, zeigen aktuelle Daten der Techniker Krankenkasse (TK). Das sind die Gründe.
Präsentismus ist nicht erst seit Beginn der aktuellen Krankheitswelle ein Problem, sondern lässt sich schon seit Jahren beobachten. Denn ein gesetzliches Verbot, krank zur Arbeit zu kommen, gibt es nicht. Eine Ausnahme bildet eine nachgewiesene Corona-Infektion, bei der in vielen Bundesländern weiterhin eine Isolationspflicht von mindestens fünf Tagen besteht.
Liegen jedoch andere Erkrankungen – beispielsweise eine Erkältung – vor, schleppen sich viele Beschäftigte trotzdem zur Arbeit. Jeweils rund ein Viertel der Beschäftigten geht demnach häufig oder sogar sehr häufig krank zur Arbeit und hält dann auch den vollen Arbeitstag durch. 15 Prozent arbeiten oftmals selbst bei schweren Symptomen wie Schüttelfrost oder Fieber. Beinahe jede/r Dritte greift dabei zu Medikamenten, um sich „fit“ zu machen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung im Auftrag der TK in Zusammenarbeit mit dem Institut für betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) und dem Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, für die mehr als 1.200 Beschäftigte online befragt wurden. Besonders hoch ist der Anteil an Präsentismus bei Frauen und jüngeren Angestellten unter 30 Jahren.
Aus diesen Gründen gehen Angestellte krank zur Arbeit
„Verzögerte Genesung, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, mehr Fehler und Unfälle – und angesteckte Kolleginnen und Kollegen: Das sind nur einige der möglichen Folgen, wenn Beschäftigte krank zur Arbeit gehen“, warnt TK-Chef Jens Baas und fordert mehr Aufklärung durch Arbeitgebende.
Denn zu den Hauptgründen, warum Angestellte krank zur Arbeit gehen, gehört eine fehlende Vertretungsregelung. Das bedeutet, bei vielen Beschäftigten ist nicht klar, wer ihre Arbeiten übernimmt, wenn sie ausfallen. Klare Ansagen durch den/die Chef:in in puncto Krankheitsfall gibt es oftmals nicht. Im Gegenteil: Rund zwei Drittel der Befragten haben noch nie mit ihrem/ihrer Vorgesetzten über dieses Thema gesprochen.
Damit verbunden möchten Arbeitnehmende den Kolleg:innen durch ihre Abwesenheit nicht zur Last fallen und gleichzeitig vermeiden, dass sich ihre Arbeit anhäuft. Hinzu kommen dringende Termine und Aufgaben, die erledigt werden müssen. Auf der anderen Seite geben viele Angestellte an, aus Spaß an ihrem Job krank zu arbeiten. Auch dass die jeweilige Erkrankung nicht ansteckend ist, spielt oftmals eine Rolle.
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