Jahrelang gehörte die Antibabypille zu den häufigsten Verhütungsmitteln. Inzwischen verliert sie jedoch stetig an Nutzer:innen. Vor allem bei jungen Frauen und Mädchen wird die Pille immer unbeliebter, zeigen neue Zahlen der AOK.
Nur noch jede dritte gesetzlich versicherte junge Frau bis 22 Jahre bekam 2021 ein kombiniertes orales Kontrazeptivum (KOK) – die „klassische“ Pille – verschrieben. Das sind 14 Prozentpunkte weniger als 2010, wie aus aktuellen Zahlen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hervorgeht. Damit hat die Zahl der Verordnungen nach 2019 erneut einen Tiefststand erreicht, nachdem es 2020 durch die Anhebung der Altersgrenze für die Pille auf Kassenkosten zu einem leichten Anstieg gekommen war.
KOK enthalten synthetische Östrogene und Gestagene und verfolgen ein dreifaches Wirkprinzip: der Eisprung wird verhindert, der Zervixschleim so zäh, dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können und die Einnistung einer befruchteten Eizelle ist nicht möglich.
Ein möglicher Grund dafür, dass die Pille bei jungen Frauen immer unbeliebter wird, sind laut AOK die mit dem Eingriff in den Hormonhaushalt verbundenen Nebenwirkungen. Demnach werde inzwischen immer mehr Frauen bewusst, dass die Pille kein „Lifestlye-Präparat“ ist.
Das Problem: Die Zahl der Verordnungen über KOK mit erhöhtem Risiko, beispielsweise für Thrombosen und/oder Embolien, ist im Vergleich zum Vorjahr zwar zurückgegangen, liegt jedoch immer noch bei knapp 50 Prozent. „Das ist immer noch sehr viel und kritisch zu bewerten. Denn es gibt auch bei den Kombinationspräparaten durchaus Alternativen, deren niedriges Risiko durch Langzeitstudien belegt ist“, heißt es von der AOK. So enthielt im letzten Jahr beispielsweise mehr als jedes dritte verordnete Verhütungspräparat Dienogest. „Und das, obwohl das Risiko dieses Wirkstoffes für venöse Thromboembolien in Kombination mit dem Östrogen Ethinylestradiol um das 1,6-fache erhöht ist“, warnt die AOK und fordert, junge Frauen gründlich über mögliche Risiken aufzuklären.
Auch das BfArM appelliert, bei KOK auf Präparate mit einem geringen Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) zu setzen. Dazu gehören beispielsweise Pillen mit einem geringen Estrogenanteil und den Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat. Alternativ können auch Monopräparate, sogenannte Mini- oder Gestagenpillen mit Levonorgestrel ins Spiel kommen.
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