Calciumantagonisten werden zur Behandlung der arteriellen Hypertonie und der koronaren Herzkrankheit eingesetzt. Die Stoffgruppe ist nach den Angiotensinhemmern die zweitgrößte kardiovaskuläre Indikationsgruppe. Im Jahr 2018 wurden laut Arzneimittelverordnungsreport 2.238 Millionen Tagesdosen (DDD) verordnet, sodass die Gruppe ein Plus von 1 Prozent verzeichnen konnte.
Amlodipin und Lercanidipin zählen zu den meistverordneten Calciumkanalblockern. Auf Amlodipin entfielen im Jahr 2018 etwa 1.600 Millionen DDD, bei Lercanidipin waren es etwa 417 Millionen DDD. Zum Vergleich: Nifedipin kommt nur auf knapp 20 Millionen DDD und Diltiazem auf knapp neun Millionen DDD.
Drei Typen von Calciumantagonisten
Calciumantagonisten werden in drei Gruppen unterteilt:
Nifedipin-Typ (Dihydropyridine)
Zu den Vertretern der Dihydropyridine gehören unter anderem Amlodipin, Felodipin, Lercanidipin, Nifedipin und Nitrendipin. Die Arzneistoffe beeinflussen selektiv die Blutgefäße und haben auf die Erregungsleitung am Herzen und die Kontraktilität keinen Einfluss. Den Wirkstoffen werden gefäßerweiternde, blutdrucksenkende und antianginöse (gegen Angina pectoris wirksam) Eigenschaften zugesprochen. Die Substanzen senken die Nachlast und fördern die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels.
Verapamil-Typ (Phenylalkylaminderivate)
… werden zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen, der koronaren Herzkrankheit und Bluthochdruck eingesetzt. Diese Vertreter der Calciumantagonisten senken den Blutdruck und verlangsamen den Herzschlag.
Diltiazem-Typ (Benzothiazepine)
… werden zur Behandlung von Bluthochdruck, Angina pectoris oder Herzrhythmusstörungen sowie Vorhofflimmern angewendet.
Wirkung
Denkt man an Calcium, kommen einem als erstes die Wirkung auf die Knochen und Osteoporose in den Sinn. Aber der Nährstoff hat noch eine andere wichtige Funktion. Calcium spielt bei der Kontraktion des Herzens eine wichtige Rolle. Der Botenstoff führt zu einer Gefäßverengung und zu einem Blutdruckanstieg. Strömt Calcium in die Zellen des Herzmuskels ein, kommt es zur Kontraktion. Je schneller der Mineralstoff in die Zellen einströmt, desto schneller schlägt auch das Herz.
Wie der Name schon sagt, beeinflussen Calciumantagonisten den Einstrom von Calcium in die Zellen. Die Wirkstoffe blockieren den Calciumkanal und verhindern so den Calciumeinstrom. In der Folge bleiben die Arterien weitgestellt und der Blutdruck sinkt. Außerdem nimmt die Erregungsleitung ab.
Calciumkanalblocker werden auch zur Migräneprophylaxe eingesetzt. Als Vertreter der Wirkstoffklasse kommt Flunarizin zum Einsatz.
Nebenwirkung
Zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen der Calciumantagonisten gehören Blutdruckabfall, Kopfschmerzen, Flush oder Herzklopfen.
Einnahme
Einige Wirkstoffe werden zum Essen und andere nach den Mahlzeiten eingenommen. Während Nitrendipin nach einer Mahlzeit geschluckt werden sollte, ist Lercanidipin vor dem Essen anzuwenden und es ist auf Grapefruit zu verzichten. Amlodipin kann wiederum unabhängig von einer Mahlzeit eingenommen werden. Wichtig ist es, die Arzneimittel stets zur gleichen Tageszeit anzuwenden. Die optimale Wirkung der Calciumantagonisten setzt erst nach etwa zwei bis vier Wochen ein.
Kontraindikationen
Calciumantagonisten dürfen nicht bei Herzinsuffizienz oder nach einem akuten Herzinfarkt angewendet werden. Außerdem ist die Stoffgruppe bei Leber- und Nierenfunktionsstörungen nur eingeschränkt und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt geeignet.
Wechselwirkungen
Ritonavir, Erythromycin und Clarithromycin können die Wirkung der Calciumantagonisten verstärken. Es kann also zu einem stärkeren Blutdruckabfall kommen. Werden die Arzneistoffe kombiniert, sollte der Blutdruck kontrolliert werden. Phenytoin oder Carbamazepin hingegen können zu einer Wirkminderung führen.
Patienten, die mit Simvastatin in Kombination mit Amlodipin, Verapamil oder Diltiazem behandelt werden, sollten täglich nur maximal 20 mg Simvastatin einnehmen. Der Grund ist ein erhöhtes Myopathierisiko.
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