Ob eine Blasenentzündung durch den Freibadbesuch, ein nicht entfernter Holzsplitter nach einem Waldspaziergang oder Schürfwunden nach einem Sturz beim Inlineskaten: Infektionen können auch im Sommer vermehrt auftreten. Gelingt es dem Körper nicht, diese zu bekämpfen, droht eine Sepsis. Damit diese nicht zum Tod führt, gibt es verschiedene Warnzeichen. Wir frischen dein Wissen für die Beratung im HV auf.
Etwa 85.000 Menschen sterben hierzulande jährlich an einer Sepsis, auch Blutvergiftung oder Blutstrominfektion genannt. Bei der dritthäufigsten Todesursache in Deutschland handelt es sich um eine fehlgeleitete Reaktion auf eine Infektion im Körper, die sich gegen die eigenen Organe richtet. Dass nur offene Wunden, die sich entzünden, zu einer Blutvergiftung führen können, ist ein Mythos. Stattdessen kann generell jede Infektion die Ursache für eine Sepsis sein, beispielsweise auch Harnwegsinfektionen, Lungen- oder Blinddarmentzündungen.
Auslöser sind in der Regel Bakterien, aber auch Viren, Pilze oder Parasiten, die sich im Zuge der Infektion über das Lymph- und Blutgefäßsystem im Körper ausbreiten und zu einer Überreaktion des Immunsystems führen können, die sich gegen das eigene Gewebe richtet. Kommt es infolgedessen zu einem Herz-Kreislauf-Versagen mit Blutdruckabfall, liegt ein septischer Schock vor.
Besonders gefährdet sind Risikogruppen wie Diabetiker:innen, Personen ab 60 Jahre, Säuglinge, Patient:innen, die an Krebs, einem geschwächten Immunsystem, Leber-, Lungen-, Nieren- oder Herzerkrankungen leiden oder keine Milz mehr haben.
Sepsis: Das sind die Anzeichen
Die Symptome einer Sepsis sind generell unspezifisch und ähneln denen einer Influenza. Werden bei Patient:innen in der Apotheke jedoch mindestens zwei der folgenden Symptome beobachtet, deutet dies auf eine Sepsis hin:
- Fieber mit Schüttelfrost
- starkes Schwitzen und/oder Frieren
- Schwäche
- kalte Extremitäten
- feuchte Haut
- Verwirrtheit, Desorientierung
- Herzrasen und hoher Puls
- Kurzatmigkeit, schnell Atmung
- Schmerzen und starkes Krankheitsgefühl
Übrigens: Ein roter Strich, der von einer Wunde in Richtung Herz wandert, ist kein Anzeichen für eine Sepsis, sondern vielmehr für eine Entzündung der Lymphgefäße.
So wird behandelt
„Bei einer Sepsis handelt es sich um einen medizinischen Notfall“, stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung klar. Daher sollte umgehend der Notruf verständigt werden, denn eine schnelle ärztliche, meist sogar stationäre Behandlung ist erforderlich. Im Fokus stehen dabei neben dem Eindämmen der Infektion eine Stabilisierung des Kreislaufs und die Aufrechterhaltung der Organfunktionen. Zur Therapie kommen unter anderem (Breitband-)Antibiotika ins Spiel. Außerdem kann mit Antiinfektiva, Vasopressoren wie Noradrenalin sowie bei Bedarf mit Hydrocortison, Antimykotika und Erythrozytenkonzentrat therapiert werden.
Um einer Sepsis vorzubeugen, sollten die allgemeinen Hygieneregeln für Hände, Wunden und Co. eingehalten und mögliche Infektionen frühzeitig behandelt werden. Auch Impfungen gegen vermeidbare Infektionen wie Influenza, Pneumokokken, Meningokokken und Co. spielen eine Rolle.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Masern: Nach dem Schnupfen kommt der Ausschlag
Mehr als 550 Fälle von Masern wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) in diesem Jahr bereits gemeldet, heißt es im Epidemiologischen Bulletin …
Rezeptur 1×1: Cannabis-Abrechnung
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …
Mycoplasma pneumoniae: Makrolidresistenz beachten
Mycoplasmen besitzen keine Zellwände. Daher sind einige Antibiotika gegen sie wirkungslos. Eine Behandlung von Infektionen der Harnwege oder einer Lungenentzündung …