Johanniskraut: Warentest empfiehlt apothekenpflichtige Mittel
Auch wenn das Laub vielerorts leuchtet, hat die dunkle Jahreszeit begonnen. Bei dem ein oder anderen machen sich Erschöpfung, Müdigkeit, trübe Gedanken, Antriebslosigkeit und Niedergeschlagenheit breit. Johanniskraut soll die dunkle Stimmung mit Licht durchfluten. Welche Präparate geeignet sind, hat Stiftung Warentest untersucht und 18 Präparate genauer unter die Lupe genommen. Die apothekenpflichtigen Mittel konnten überzeugen.
Etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann leidet im Leben an einer Depression. Eine Statista-Umfrage, die im Juli veröffentlicht wurde, zeigt, dass 1,47 Millionen Personen in den letzten drei Monaten rezeptfreie Mittel zur Stimmungsaufhellung beziehungsweise gegen depressive Verstimmungen verwendet hatten. Beliebt bei den Betroffenen sind pflanzliche Arzneimittel mit Johanniskraut. Ob die Präparate den Leidensdruck der Betroffenen mindern können, zeigt das Ergebnis von Stiftung Warentest.
Warentest untersucht Präparate mit Johanniskraut
Stiftung Warentest hat insgesamt 18 Mittel mit Johanniskraut untersucht – zehn Präparate aus der Apotheke (drei verschreibungspflichtige und sieben rezeptfreie) sowie acht freiverkäufliche Mittel; darunter drei Arzneitees und fünf traditionelle Arzneimittel. Die Experten prüften Studien in puncto Wirksamkeit und Risiken. Aber auch Unterlagen der Hersteller, Veröffentlichungen von Fachgesellschaften und Behörden sowie allgemeine Rechtsvorschriften wurden herangezogen. Außerdem wurde die Belastung mit Pyrrolizidinalkaloiden, die durch Beikräuter in die Präparate gelangen können, im Labor untersucht. Hier können die Experten Entwarnung geben, Verbraucher müssten sich keine Sorgen wegen der Pflanzengifte machen.
Johanniskraut werden antidepressive, angstlösende und stimmungsaufhellende Eigenschaften zugesprochen, die auf das enthaltene Hyperforin zurückgeführt werden können. Hyperforin soll die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin in die präsynaptische Nervenzelle hemmen und deren Abbau verhindern – die Konzentration an Neurotransmittern im synaptischen Spalt erhöht sich. Am Anfang der Behandlung ist Geduld gefragt, denn die Wirkung baut sich auf und erreicht nach etwa 14 Tagen ihr Optimum.
„Nicht jede der Arzneien hilft nachweislich.“
Warentest kann nicht alle Mittel im Test empfehlen, die freiverkäuflichen Produkte sind nur „wenig geeignet“. Tees, Säfte und feste Darreichungsformen mit Johanniskrautpulver seien niedriger dosiert als die apothekenpflichtigen Präparate. „Unsere Arzneimittelexperten raten von den frei verkäuflichen Produkten ab, weil nicht ausreichend belegt ist, dass sie wirken“, lautet das Fazit von Warentest.
Warentest zu Johanniskraut: Zehn Produkte zu empfehlen
Die zehn apothekenpflichtigen Präparate können von den Experten empfohlen werden. „Sie sind ausreichend hoch dosiert. Studien belegen, dass sie bei leichten bis mittelschweren depressiven Phasen wirken – sogar ähnlich effektiv wie synthetische Antidepressiva.“ Eine Einschränkung gibt es jedoch: So würden Belege fehlen, die eine vergleichbare Wirkung der Phytos über einen Zeitraum von mehr als zwölf Wochen zeigen.
Apothekenpflichtige Präparate
Die OTC-Produkte werden bei leichten, vorübergehenden depressiven Störungen eingesetzt. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 900 mg Trockenextrakt – geringer dosierte Mittel (500 bis 750 mg) können bei sehr leichten Verstimmungen ausreichend sein.
Verschreibungspflichtige Johanniskrautpräparate sind zur Behandlung leichter bis mittelschwerer depressiver Phasen geeignet.
Die Zubereitung macht`s
Die als „geeignet“ bewerteten Präparate enthalten Trockenextrakte – mithilfe eines Lösungsmittels werden die Wirkstoffe gewonnen und der Hilfsstoff wieder entfernt. Daher seien die Wirkstoffe deutlich höher konzentriert als in Säften oder Pulvern.
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