Protonenpumpenhemmer können nicht nur den pH-Wert des Magens beeinflussen und somit zu einer veränderten Freisetzung anderer Arzneimittel führen, sondern auch den Metabolismus durch Interaktion mit Cytochrom P450 beeinflussen. Ein Beispiel ist die Kombination Citalopram und Omeprazol.
Protonenpumperhemmer (PPI) wie Omeprazol gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln. Schon im Jahr 1910 formulierte Dr. Karl Schwarz den Satz „Ohne Säure kein Ulkus“. PPI werden überwiegend zur Behandlung säureassoziierter Erkrankungen eingesetzt und gelangen nach der Resorption im Magen-Darm-Trakt über die Blutbahn an die Belegzellen der Magenschleimhaut. Dort ist auch das Enzym H+/K+-ATPase, die sogenannte Protonenpumpe, zu finden. Sie transportiert Protonen in das Mageninnere, während im Austausch Kaliumionen in die Zelle gelangen. PPI bilden eine Disulfidbrücke mit der H+/K+-ATPase, wodurch diese irreversibel gehemmt wird. Und frei nach Dr. Schwarz heißt es nun: „Ohne Protonen keine Salzsäure.“
Die Entstehung von Salzsäure wird effektiv gehemmt und infolgedessen der pH-Wert im Magen angehoben. Trotz der recht kurzen Halbwertszeit von circa 90 Minuten wirken PPI deutlich länger, da die Säuresekretion erst wieder durch die Synthese neuer H+/K+-ATPase stattfinden kann. Täglich werden etwa 20 Prozent der Protonenpumpen neu gebildet.
Citalopram gehört zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Der Wirkstoff wird zur Behandlung von Depressionen sowie Panik- und Angststörungen eingesetzt und hemmt selektiv die Serotonin-Wiederaufnahme in die präsynaptische Nervenzelle. Nimmt die Konzentration von Serotonin im präsynaptischen Spalt zu, werden Traurigkeit, Depression und Ängste gemindert sowie der Antrieb gesteigert.
Vorsicht bei Citalopram und Omeprazol
Bei der Kombi aus Citalopram und Omeprazol ist Vorsicht geboten, denn der PPI kann die Plasmaspiegel von Citalopram erhöhen, in der Folge können sich die Nebenwirkungen verstärken. Unter Umständen kann eine Dosisanpassung des SSRI nötig ein. Laut Fachinfo kann die gleichzeitige Anwendung von Escitalopram mit Omeprazol von 30 mg zu einem mäßigen Anstieg von ungefähr 50 Prozent der Plasmakonzentration von Escitalopram führen.
Was steckt dahinter? Omeprazol ist ein CYP2C19-Inhibitor. Citalopram wird enantioselektiv über das Isoenzym abgebaut. Durch CYP2C19-Inhibitoren wie Omeprazol geht die Stereoselektivität verloren. Weil dadurch der Plasmaspiegel von S-Citalopram ansteigt und der von R-Citalopram nicht, nimmt das Risiko für kardiale Nebenwirkungen zu.
Vorsicht ist auch bei gleichzeitiger Therapie mit Omeprazol und Clopidogrel geboten. Hier lautet die Empfehlung, mit Pantoprazol oder Rabeprazol zu therapieren, welche die plättchenhemmende Wirkung von Clopidogrel deutlich weniger verringern. Phenytoin, Warfarin, Diazepam und Clarithromycin können andererseits in ihrer Wirkung verstärkt werden. Hier muss die jeweilige Dosis gegebenenfalls angepasst werden. PPI sind kontraindiziert bei gleichzeitiger Therapie mit Atazanavir und Nelfinavir.
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