Etwa 40 von 100.000 Menschen jährlich sind von Morbus Basedow betroffen. Die Krankheit gehört zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen und führt zu einer Überfunktion der Schilddrüse. Davon können jedoch auch andere Organe wie die Augen betroffen sein. Wir frischen dein Wissen auf.
Morbus Basedow entsteht, weil das Immunsystem unkontrolliert Antikörper gegen die Schilddrüsenzellen bildet, die an den Rezeptor des Schilddrüsen-stimulierenden Hormons (TSH) binden. Das führt zu einer verstärkten Produktion der Schilddrüsenhormone Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4), wodurch wiederum eine Überfunktion entsteht.
Die Diagnose erfolgt durch eine Untersuchung der Schilddrüsenhormone und der vorhandenen TSH-Rezeptor-Antikörper im Blut sowie per Ultraschall. Betroffen sind meist Menschen mittleren Alters zwischen 30 und 50 Jahren, wobei Frauen etwa fünfmal häufiger an Morbus Basedow erkranken als Männer. Doch auch Kinder und Jugendliche können betroffen sein.
Übrigens: Die Bezeichnung Morbus Basedow geht auf den deutschen Arzt Carl von Basedow zurück, der die Erkrankung Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals auf Deutsch beschrieb, informiert die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).
Symptome von Morbus Basedow
Die Überfunktion sorgt für einen erhöhten Stoffwechsel, der häufig mit Symptomen wie erhöhtem Puls, Durchfall, Schlafstörungen, Haarausfall, Gewichtsabnahme und starkem Schwitzen verbunden ist. Die Symptome treten meist plötzlich auf, laut DGE teilweise im Zusammenhang mit einer Virusinfektion oder schweren psychischen Belastungen sowie bei gehäuftem Auftreten in der Familie.
Hinzu kommt bei einigen Patient:innen die Bildung einer endokrinen Orbithopathie. Dabei entstehen in der Augenhöhle Schwellungen, die zu einem leichten Hervortreten der Augäpfel und Problemen beim Schließen der Augenlider führen können. Rauchen verstärkt diese Symptome oftmals. Außerdem kann sich ein Struma bilden, da die erhöhte Hormonproduktion auch das Wachstum der Schilddrüse steigert. In seltenen Fällen entstehen Myxödeme an den Schienbeinen.
Morbus Basedow-Patient:innen sind zudem anfällig für andere Autoimmunerkrankungen wie Morbus Addison (= Nebennierenschwäche), Typ-1-Diabetes, Vitamin-B12-Mangel (perniziöse Anämie) und eine Weißfleckenerkrankung – und umgekehrt.
So wird behandelt
Morbus Basedow wird zunächst über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr mit Thyreostatika behandelt, darunter Thiamazol, Carbimazol, Methimazol und Propylthiouracil. Carbimazol und Thiamazol blockieren die Schilddrüsenhormonproduktion, weil sie das Enzym Thyreoperoxidase hemmen. Als Initialdosis werden laut dem Deutschen Schilddrüsenzentrum zwischen 15 und 60 mg (Carbimazol) und 10 bis 40 mg (Thiamazol) pro Tag verabreicht. Propylthiouracil stört außerdem die Umwandlung von T4 zu T3 und wird mehrmals täglich eingenommen. Die Symptome der endokrinen Orbithopathie können zudem nach Arztrücksprache mit entzündungshemmenden Arzneimitteln therapiert werden.
Die Heilungschancen bei Morbus Basedow durch medikamentöse Behandlung liegen der DGE zufolge bei rund 50 Prozent. Auch wenn die Überfunktion bereits vorher abgeklungen ist, sollte die Therapie nicht vorzeitig beendet werden, um Rückfälle zu vermeiden. Eine Dauereinnahme über mehr als ein Jahr oder gar bis zum Lebensende wird dagegen aufgrund möglicher Nebenwirkungen wie Leberschäden sowie einer Verringerung der weißen Blutkörperchen nicht empfohlen.
Stattdessen sollte nach etwa 1,5 Jahren über eine langfristige Ausschaltung der Schilddrüsenfunktion nachgedacht werden, zum Beispiel durch eine Radiojodtherapie oder eine Operation, bei der die Schilddrüse entfernt wird. Anschließend müssen Schilddrüsenhormone substituiert werden.
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