Indikationscheck ASS und HCT: Wirkung in Gefahr
Antagonismus bei ASS und HCT: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS) können die blutdrucksenkende und diuretische Wirkung von Hydrochlorothiazid (HCT) mindern. Bei der Kombi ist daran zu denken.
Hydrochlorothiazid
… gehört zur Gruppe der Thiazid-Diuretika und wird zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Ödemen eingesetzt. HCT hemmt reversibel den Natrium-Chlorid-Cotransporter im distalen Tubulus, was zu einer Ausscheidung von Natrium samt Lösungswasser führt. Der Natrium-Kalium-Austausch führt zudem zu einer gesteigerten Kaliumausscheidung. Auf der anderen Seite kommt es im Verlauf einer Behandlung über einen längeren Zeitraum zu einer verminderten Ausscheidung von Calcium über die Nieren. Eine Hyperkalziämie, die von Müdigkeit, Depression, Arrhythmien, Knochenschmerzen oder Muskelschwäche gekennzeichnet ist, kann die Folge sein.
Acetylsalicylsäure (ASS)
… hemmt in geringer Dosierung irreversibel die Thrombozytenaggregation durch Acetylierung der Cyclooxygenase. In der Folge kommt es zu einer Hemmung von Thromboxan-A2 in den Blutzellen. In höheren Dosierungen überwiegt die schmerzstillende Wirkung. ASS gehört zu den nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenase-1 (COX).
Good to know: Ibuprofen und ASS. An Abstand denken, denn die Arzneistoffe konkurrieren um die Rezeptoren. Wird Ibuprofen zeitlich versetzt vor ASS eingenommen, besetzt der Wirkstoff die Rezeptoren. Der Thrombozytenaggregrationshemmer kann nicht mehr andocken und dessen ausreichende Wirkung bleibt aus. Der Schutz vor Herzinfarkt oder Schlaganfall ist verringert. Eine zeitversetzte Einnahme im Rahmen einer Kurzzeitbehandlung mit Ibuprofen kann die Interaktion umgehen. Dazu sollte ASS mindestens eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach der Ibuprofeneinnhame verabreicht werden. Ist eine langfristige Schmerztherapie angezeigt, sollte auf ein anderes Schmerzmittel ausgewichen werden. Möglich wäre ein Wechsel auf Diclofenac.
ASS und HCT: Das Problem
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie ASS können die blutdrucksenkende und diuretische Wirkung von HCT mindern. Zudem gab es laut Fachinfo einzelne Berichte über die Verschlechterung der Nierenfunktion bei gleichzeitiger Anwendung mit Salicylaten oder anderen NSAR bei prädisponierten Patient:innen. Außerdem kann in Kombi mit hochdosierten Salicylaten deren toxische Wirkung auf das zentrale Nervensystem durch HCT verstärkt werden.
Was ist der Hintergrund?
HCT und ASS liegt ein Antagonismus zu Grunde. NSAR können den Körper zum Binden von Salzen und Flüssigkeit veranlassen, HCT unterstützen hingegen die Ausscheidung von überschüssigem Salz und Flüssigkeit. Im Falle einer Kombination kann das NSAR die Wirksamkeit des Diuretikums vermindern, informiert MSD im Manual. Außerdem können NSAR durch Hemmung der Prostaglandin-Synthese die Prostaglandin-vermittelte Weitstellung der Vas afferens (die zuführende Arteriole des renalen Glomerulus) verringern.
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