Impfnebenwirkungen bei Kindern: Myokarditis und Anaphylaxie am häufigsten
Kinder impfen, ja oder nein? Diese Frage wurde und wird weiter heiß diskutiert. Inzwischen gibt die STIKO grünes Licht, doch die Sorge vor Risiken ist bei einigen Eltern weiter groß. Welche Impfnebenwirkungen bei Kindern auftreten und wie oft, zeigen neue Daten.
Um die Corona-Impfung bei Kindern gab es lange Zeit ein wahres Hin und Her. Während die EMA nach Comirnaty (BioNTech/Pfizer) mit Spikevax (Moderna) inzwischen dem zweiten Impfstoff eine Zulassung ab zwölf Jahren erteilt hat, zeigte sich die Ständige Impfkommission (STIKO) in ihrer Impfempfehlung zunächst vorsichtig. Die Expert:innen empfahlen die Immunisierung zunächst nur für Kinder und Jugendliche mit Vorerkrankungen sowie einem erhöhten Expositionsrisiko. Grund dafür war eine zu geringe Datenlage rund um mögliche Risiken infolge der Impfung.
Unterdessen hatten die Gesundheitsminister:innen von Bund und Ländern bereits Anfang August beschlossen, allen Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren ein Impfangebot zu machen. Vergangene Woche zog die STIKO nach: Sie empfiehlt die Corona-Impfung für Kinder nun ohne Einschränkungen. Warum? Weil inzwischen ausreichend Daten vorliegen und der Nutzen die Risiken überwiege, hieß es in einer Stellungnahme. Allerdings gaben die Expert:innen auch zu bedenken, dass beispielsweise die „sehr seltenen, bevorzugt bei jungen männlichen Geimpften im Zusammenhang mit der Impfung beobachteten Herzmuskelentzündungen“ als Impfnebenwirkung berücksichtigt werden müssen.
Doch welche Impfnebenwirkungen sind bei Kindern bisher überhaupt bekannt, wie oft kommt es dazu und wie schwer fallen sie aus? Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) liefert in seinem neuen Sicherheitsbericht die Antwort. Darin sind erstmals alle bis zum 31. Juli gemeldeten Nebenwirkungen bei Kindern im Zusammenhang mit einer Comirnaty-Impfung aufgeführt. (Spikevax erhielt erst Ende Juli die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde und wurde daher noch nicht berücksichtigt.) Der PEI-Bericht listet insgesamt 731 Fälle von Impfreaktionen bei Kindern auf. Das entspricht einem Wert von 0,54 Fällen auf 1.000 Impfdosen. 116 der Fälle fielen dabei schwerwiegend aus (0,09 Fälle auf 1.000 Impfdosen).
Zu den häufigsten schweren Nebenwirkungen gehören Myo- und Perikarditis, die bei 24 Kindern und Jugendlichen auftraten, meist nach der Zweitimpfung. Dabei zeigte sich, dass Jungen und männliche Jugendliche deutlich öfter betroffen waren als Mädchen – 3,18 Fälle pro 100.000 Dosen versus 1,77 Fälle pro 100.000 Dosen. Die gute Nachricht: Die Erkrankungen verliefen zwar meist schwerwiegend, konnten jedoch in der Regel geheilt werden.
Mit einer Häufigkeit von 0,52 Meldungen auf 100.000 Impfdosen wurden außerdem schwere anaphylaktische Reaktionen berichtet, insbesondere bei weiblichen Jugendlichen (insgesamt sieben Fälle). Hinzu kamen vereinzelte Fälle von Thrombosen und Krampfanfällen, bei denen jedoch kein eindeutiger Zusammenhang mit der Impfung nachgewiesen werden konnte.
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