IKK Classic: ThAV fordert aufsichtsrechtliche Prüfung
Der Thüringer Apothekerverband (ThAV) warnt vor drohenden Versorgungslücken bei Hilfsmitteln. Viele Apotheken können die rund drei Millionen Versicherten der IKK Classic nicht mehr versorgen, denn der Vertrag läuft zum Monatsende aus. Der ThAV fordert eine aufsichtsrechtliche Prüfung durch das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) und eine Rückkehr an den Verhandlungstisch.
DAV und IKK Classic konnten sich nicht auf einen neuen Hilfsmittelvertrag einigen. Zu weit lagen die Preisvorstellungen auseinander. Um die Versorgung dennoch zu sichern, bietet die Kasse den Apotheken Einzelverträge an, doch die sehen laut ThAV teils drastische Preisabschläge vor. Der Vertrag enthalte deutliche Vergütungs- und Preisabsenkungen, die nach Einschätzung des Verbandes mit einer wirtschaftlich tragfähigen Betriebsführung für einen Großteil der Apotheken nicht vereinbar sind.
Die Leidtragenden sind die Versicherten, denn die können ab dem 1. Juli nicht mehr versorgt werden. Der ThAV schlägt Alarm, warnt vor Versorgungslücken und kritisiert das Vorgehen der Kasse, das eine Gefahr für die Hilfsmittelversorgung ist.
„Was hier passiert, ist nach unserer Auffassung der Versuch einer einseitigen Interessendurchsetzung unter Ausnutzung der Marktmacht der IKK Classic zulasten der Apotheken und damit letztlich der Patientinnen und Patienten“, erklärt Stefan Fink, ThAV-Vorsitzender. Apotheken sollten die Einzelverträge genau prüfen und aufgrund des Versorgungsdrucks keine vertragliche Bindung eingehen, die zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen kann.
„Wenn wirtschaftliche Grundlagen für unsere Apotheken wegzubrechen drohen, ist die wohnortnahe Versorgung in Gefahr“, warnt Fink.
Ab Juli werden Versorgungslücken Realität – besonders in ländlichen Regionen, mahnt der Verband. Mit dem Ende des Vertrages ist eine flächendeckende Hilfsmittelversorgung nicht mehr gewährleistet. Versicherte müssten künftig weite Strecken zurücklegen, um versorgt zu werden. Betroffen sind vor allem ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen. In strukturschwachen Regionen mit geringer Anbieterdichte drohen dadurch faktisch sogar Versorgungslücken, heißt es vom ThAV.
„Ein wohnortnahes Versorgungsangebot darf kein Privileg für Ballungsräume sein“, so Fink. Gerade in Thüringen sind Apotheken oft die letzte verlässliche Anlaufstelle für chronisch Kranke oder Pflegebedürftige. Auch das von der Thüringer Landesregierung formulierte Ziel, dass jede/r Bürger:in innerhalb von 20 Minuten eine/n Ärzt:in, Zahnärzt:in oder eine versorgende Apotheke erreichen können soll, ist stark gefährdet.
Irreführendes Schreiben der IKK Classic an Versicherte
Der Verband kritisiert das Vorgehen der Kasse, Anfang Juni wurde ein Informationsschreiben verschickt, dass bei Versicherten den Eindruck erwecken kann, Apotheken würden ohne Anlass die Versorgung einstellen. Zudem werden Bedenken im Hinblick auf die Einhaltung des Datenschutzes im Falle der gezielten Ansprache einzelner Versicherter geäußert.
Prüfung und Verhandlung
Der ThAV hat das BAS um eine aufsichtsrechtliche Prüfung ersucht. Zentrale Themen der Prüfung sind die Einhaltung wettbewerbsrechtlicher Regeln, der Transparenz in der Vertragsgestaltung sowie der Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit.
„Wir sind und bleiben gesprächsbereit. Aber wir erwarten faire Bedingungen, die wirtschaftlich tragbar sind und die die flächendeckende Versorgung sichern – im Sinne der Apotheken wie auch der Versicherten“, so Fink. „Verträge zu Lasten der Versorgungssicherheit können wir nicht gutheißen.“
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