Sollen Ibuprofen und Escitalopram an eine/n Kund:in abgegeben werden, warnt die Apothekensoftware vor der Kombi. Welche Wechselwirkung steckt hinter der Meldung?
Escitalopram gehört zu den selektiven Serotonin-(5-HT)-Wiederaufnahme-Hemmern und ist das aktive S-Enantiomer von Citalopram. Der Wirkstoff wird eingesetzt zur Behandlung von Episoden einer Major Depression, Panikstörungen, sozialer Phobie, generalisierter Angststörung oder Zwangsstörungen.
Die Wirkung ist auf die selektive Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme in die präsynaptische Nervenzelle zurückzuführen. Der Neurotransmitter ist Botenstoff des zentralen Nervensystems und nimmt eine tragende Rolle bei der Regulation von Depression und Ängsten ein. Außerdem beeinflusst Serotonin die Magen-Darm-Bewegung positiv. Das Glückshormon besitzt stimmungsaufhellende Eigenschaften. Denn nimmt die Konzentration von Serotonin im präsynaptischen Spalt zu, werden Traurigkeit, Depression und Ängste gemindert sowie der Antrieb gesteigert.
Die Anwendung erfolgt einmal täglich unabhängig von einer Mahlzeit. Während die gewünschte Wirkung verzögert eintritt, verzeichnen die Patient:innen die unerwünschten Arzneimittelwirkungen verstärkt in der ersten oder zweiten Behandlungswoche. Allerdings nehmen Intensität und Häufigkeit der Nebenwirkungen im weiteren Behandlungsverlauf ab und die antidepressive Wirkung stellt sich ein.
Ibuprofen kommt im Rahmen der Selbstmedikation bei leichten bis mäßig starken Schmerzen zum Einsatz und gehört zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Die Wirkung ist auf eine nicht-selektive Hemmung der Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 zurückzuführen. Dosiert wird in Abhängigkeit vom Körpergewicht beziehungsweise Alter – in der Regel mit 7 bis 10 mg/kg als Einzeldosis, bis maximal 20 bis 30 mg/kg als Tagesgesamtdosis. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene nehmen als Einzeldosis 200 bis 400 mg, die Tageshöchstdosis liegt bei 1.200 mg Ibuprofen.
Achtung! ASS 100: Nehmen Patient:innen ASS zur Blutverdünnung ein und wollen in der Selbstmedikation ein Ibuprofen-Präparat anwenden, muss ein zeitlicher Einnahmeabstand eingehalten werden. Das niedrigdosierte ASS sollte eine halbe Stunde vor oder acht Stunden nach der Ibuprofengabe eingenommen werden. Der Grund: Beide NSAR hemmen die Cyclooxygenase-1 (COX-1). Wird Ibuprofen zeitlich vor ASS eingenommen, besetzt es die Rezeptoren, an die auch der blutverdünnende Wirkstoff andocken würde. In der Folge bleibt die Hemmung der Thrombozytenaggregation aus oder kann vermindert sein.
Vorsicht bei Ibuprofen und Escitalopram – Das steckt dahinter
Bei der Kombination steigt das Risiko für gastrointestinale Blutungen. Grund sind synergistische Effekte.
Kommt es zu einer vaskulären Verletzung, spielt Serotonin aus den Thrombozyten bei der Hämostase eine wichtige Rolle. Citalopram blockiert den Transporter an den Thrombozyten, somit können diese kein Serotonin aufnehmen und das Blutungsrisiko ist erhöht. Infolge einer Dauertherapie verarmen die Thrombozyten an Serotonin.
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