Ibuprofen: Placebo-Effekt verstärkt Wirkung
Ibuprofen gehört zu den Mitteln der Wahl bei der Behandlung leichter bis mäßig starker Schmerzen und Entzündungen. Dabei zeigt sich: Der bekannte Placebo-Effekt kann die Wirkung von Ibuprofen verstärken, wie Forschende herausgefunden haben.
Dass sich hinter dem Placebo-Effekt mehr als nur ein Mythos verbirgt, ist längst bekannt. Kurz gesagt fällt darunter, wenn Patient:innen durch den bloßen Glauben an die lindernde Wirkung eines Arzneimittels weniger Symptome verspüren, und zwar auch ohne Einnahme. Doch damit nicht genug. Denn auch in Kombination mit entsprechenden Präparaten kann der Placebo-Effekt positiv wirken. Genau kann dieser beispielsweise die Wirkung von Ibuprofen gegen Entzündungen verstärken. Das haben Forschende in einer kleinen Studie herausgefunden.
Ibuprofen ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 und somit die Prostaglandinbildung. Der Wirkstoff besitzt schmerzlindernde, fiebersenkende und entzündungshemmende Eigenschaften. Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene nehmen als Einzeldosis 200 bis 400 mg. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen unter anderem gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit und Co. Doch auch Leberschäden können drohen und in Verbindung mit der gleichzeitigen Einnahme von Metamizol sogar tödlich enden.
Placebo-Effekt: Gutes Zureden verstärkt Wirkung von Ibuprofen
Dafür hat ein Team am Universitätsklinikum Essen bei teilnehmenden Patient:innen durch die Verabreichung von Lipopolysacchariden eine systemische Entzündungsreaktion ausgelöst. Diese wurde anschließend behandelt – entweder mit einem Placebo oder 600 mg Ibuprofen/Tag. Zusätzlich wurden zwei weitere Untergruppen gebildet, in denen den Betroffenen in puncto Wirksamkeit der jeweiligen Therapie gut zugeredet wurde. Genau wurde Teilnehmenden in beiden Gruppen mitgeteilt, dass sie Ibuprofen erhalten und dies effektiv die Entzündungsreaktion und die Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen lindern wird.
Dabei zeigte sich: Durch das gute Zureden wurde die Wirkung verstärkt – sowohl von Ibuprofen als auch von Placebo. Entsprechende Symptome fielen demnach insgesamt deutlich geringer aus. Grund dafür ist laut den Expert:innen die Förderung des positiven Erwartungseffekts. Denn die jeweilige Erwartungshaltung kann einen wichtigen Einfluss auf die Wirksamkeit der Behandlung nehmen. Sprich: Wird Patient:innen gut zugeredet, sodass diese an den positiven Effekt des Präparates glauben, tritt dieser auch umso stärker ein. So wurde auch deutlich, dass sich bestimmte Marker wie Cortisol, Zytokine, Körpertemperatur und Herzfrequenz nicht signifikant veränderten.
Das Besondere: Gutes Zureden hatte bei den Patient:innen auch dann einen Effekt auf bestehende Entzündungssymptome, wenn sie überhaupt (noch) kein wirksames Arzneimittel zur Linderung bekommen hatten. Grund dafür ist vor allem eine Besserung des psychischen Wohlbefindens.
Die Ergebnisse würden somit zeigen, dass die Wirkung von Ibuprofen durch eine entsprechende Kommunikation – gutes Zureden – von Behandelnden verstärkt werden kann, fassen die Forschenden zusammen.
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