Hypertonie: Semaglutid und Co. als neue Behandlungsoption?
Bluthochdruck ist eine der häufigsten Erkrankungen weltweit, die jedoch in vielen Fällen zunächst unbemerkt bleibt. Zur Behandlung kommen verschiedene blutdrucksenkende Arzneimittel zum Einsatz, darunter Betablocker, ACE-Hemmer und Co. Und auch Semaglutid und andere Inkretinmimetika sollen gegen Hypertonie eine Option darstellen.
Allein hierzulande leiden bis zu 30 Millionen Menschen unter Bluthochdruck. Weil dieser unbehandelt mit Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen verbunden sein kann, finden Antihypertensiva Anwendung, um die Werte zu normalisieren und stabilisieren. Doch: „Bei der Behandlung von Bluthochdruck wurden in den letzten Jahrzehnten nur begrenzte Fortschritte erzielt“, kritisierten Forschende kürzlich bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN). Das könnte sich aber bald ändern. Ein Forscherteam, unter anderem vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, bringt nun Inkretinmimetika wie Semaglutid und Co. gegen Hypertonie ins Spiel.
Übrigens: Gemäß der aktualisierten Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie gelten schon Werte von 120/70 mmHg als erhöhter Blutdruck, der eine Behandlung mit Arzneimitteln erforderlich machen kann.
Hypertonie Semaglutid und Co. zeigen positive Wirkung
Die Forschenden haben sowohl ein systematisches Literaturreview als auch eine Metaanalyse mehrerer randomisierter, placebokontrollierter Studien zu Semaglutid, Tirzepatid und Orforglipron bei mehr als 30.000 Patient:innen mit und ohne Diabetes durchgeführt. Überprüft wurde dabei die Veränderung des Körpergewichts sowie des systolischen Blutdrucks.
Dabei zeigte sich unter den Wirkstoffen im Vergleich zu Placebo eine deutliche Verringerung, sowohl beim Gewicht als auch beim Blutdruck. Die Forschenden schlussfolgern, dass Inkretinmimetika klinisch relevante blutdrucksenkende Effekte besitzen. Diese sind ihnen zufolge eng mit der Gewichtsreduktion verknüpft, werden aber vermutlich durch pleiotrope Effekten auf Gewebeebene verstärkt.
„Das wirft die berechtigte – wenn auch provokante – Frage auf, ob GLP-1- und GLP-1/GIP-Rezeptoragonisten nicht tatsächlich die am besten untersuchten Antihypertensiva überhaupt sind“, heißt es von den Forschenden. Semaglutid und Co. könnten demnach als Mittel gegen Hypertonie eine Bedeutung haben und sollten künftig auch in Leitlinien zur Behandlung von Bluthochdruck berücksichtigt werden.
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