Wer es mit Durchfall noch in die Apotheke schafft, will in der Regel schnell wieder weg. Dennoch ist deine Beratung gefragt und die Nachfrage nach einer Dauermedikation unerlässlich. Ein Beispiel ist die Kombi Herzglykoside mit Kohle und/oder Elektrolyten.
Durchfall kann vielfältige Ursachen haben. Mögliche Auslöser sind beispielsweise Viren, Bakterien, Arzneimittel wie Antibiotika, Antidiabetika oder Zytostatika, Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulzerosa.
Zur Behandlung von akuten Durchfällen stehen verschiedene Optionen zur Verfügung. Neben dem Motilitätshemmer Loperamid kommt auch der Sekretionshemmer Racecadortil zum Einsatz. Aber auch die Kombi aus Tanninalbuminat und Ethacridinlactat sowie Gerbstoffe und Pektine können Durchfälle stoppen. Ein weiterer Klassiker ist Kohle sowie Elektrolyte, um einer Dehydratation entgegenzuwirken. Bei Herzglykosiden ist Vorsicht geboten.
Wirkstoffcheck: Herzglykoside, Kohle, Elektrolyte
Herzglykoside wie Digitoxin besitzen positiv inotrope und bathmotrope Eigenschaften. Sie wirken sich also positiv auf die Herzmuskelkontraktilität- und Geschwindigkeit sowie die Reizschwelle aus. Zudem besitzen die Wirkstoffe negativ chronotrope und dromotrope Eigenschaften – Herzfrequenz und Erregungsleitung werden gesenkt beziehungsweise verzögert. Ein Beispiel ist Digitoxin, das zur Behandlung einer manifesten chronischen Herzinsuffizienz sowie bei chronischem Vorhofflimmern/Vorhofflattern indiziert ist.
Medizinische Kohle ist als Tablette und Granulat im Handel. Tabletten werden zerdrückt und in Wasser aufgeschwemmt. Granulat wird mit Wasser versetzt und geschüttelt. Dosiert wird nach Körpergewicht. Kohle besitzt eine große Oberfläche und kann Bakteriengifte, organische Substanzen und die Erreger selbst binden – aber auch Arzneistoffe werden gebunden.
Achtung: Kohle kann durch Bindung die Glykosidresorption vermindern und die Elimination des Arzneistoffes beschleunigen. Patient:innen sollten daher auf einen Einnahmeabstand achten. Das herzwirksame Glykosid sollte zwei Stunden vor der Gabe der Aktivkohle genommen werden.
Patient:innen sollten einen zeitlichen Abstand von zwei Stunden zwischen der Einnahme von Digitoxin und Aktivkohle halten.
Elektrolytlösungen sind zur oralen Salz- und Flüssigkeitszufuhr bei Durchfallerkrankungen indiziert. Enthalten sind in den Pulvern Natrium, Kalium, Chlorid, Citrat und Glucose.
Achtung: Wird der Kaliumspiegel durch die Anwendung einer Elektrolytlösung erhöht, kann die positiv inotrope Wirkung des herzwirksamen Glykosids herabgesetzt werden, Herzrhythmusstörungen können die Folge sein. Daher wird eine Kontrolle der Kaliumspiegel empfohlen. Die Elektrolytlösung sollte nur bei sehr starken Durchfällen angewendet werden und wenn der Kaliumspiegel stark abfällt. Dann ist ohnehin die Praxis zu kontaktieren.
Tipp: Wer eine kaliumfreie Elektrolytlösung herstellen will, kann die Empfehlung des Centrums für Reisemedizin (CRM) nutzen. Auf einen Liter Trinkwasser kommen ein Teelöffel Traubenzucker, ein gestrichener Teelöffel Kochsalz, ein dreiviertel Teelöffel Backpulver und zusätzlich Fruchtsaft. Außerdem verweist das CRM auf den Verzehr von Bananen. Ohnehin sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Was sind die Alternativen? Wer mit Herzglykosiden behandelt wird, kann bei Durchfall beispielsweise auf die Kombi Tanninalbuminat/Ethacridinlactat-Monohydrat oder Racecadotril zurückgreifen. Von Loperamid wird eher abgeraten, da die Darmperistaltik gehemmt wird und die Durchfallerreger im Darm zurückgehalten werden können.
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