Herpes durch die Sonne?
Ein Herpesausbruch kann unterschiedliche Ursachen haben – unter anderem kann UV-Strahlung das Virus reaktivieren. Kein Wunder, dass Herpes im Sommer durch die Sonne häufiger auftritt und sogar eine eigene Bezeichnung trägt – Herpes solaris.
Mehr als 80 Prozent der Bevölkerung tragen das Herpes simplex-Virus Typ 1 (HSV1) in sich. Eingenistet in den Nervenzellen des Rückenmarks bricht es im Falle einer Aktivierung aus – und zwar immer zum unpassendsten Zeitpunkt. Sommerurlaub inklusive. Denn UV-Strahlung stört die Immunzellen der Haut und fördert so die Entstehung von Lippenherpes.
Von vorn: Welche Rolle spielt die Sonne bei der Entstehung von Herpes? Bei einem Bad in der Sonne sind Haut und Lippen intensiver UV-Strahlung ausgesetzt. Diese verlangsamt die Immunabwehr und aktiviert das HSV1, das sich aus den Ganglien in Richtung Lippe auf den Weg macht. Aber nicht nur die Sonnenstrahlung allein ist die Ursache. Hinzu kommen weitere Faktoren wie Sonnenbrand, trockene Lippen, Stress und Temperaturwechsel.
- Sonnenbrand schwächt das Immunsystem und ist ein Stressfaktor. Kommen dann noch trockene Lippen durch die Wärme hinzu, hat Herpes leichtes Spiel.
- Im Urlaub angekommen steht eigentlich Erholung an, doch Jetlag, die neue Umgebung und die Reisevorbereitung können für Stress sorgen.
- Der Wechsel zwischen Sonnenbad und Klimaanlage kann die empfindlichen Lippen austrocknen und strapazieren.
Herpes: Was hilft?
Ist der Herpes da, heißt es: Raus aus der Sonne. Zur Behandlung im Rahmen der Selbstmedikation stehen verschiedene Therapien zur Verfügung.
Aciclovir wird von der Virus-DNA-Polymerase in die Virus-DNA eingebaut und verursacht so einen Kettenabbruch. Aciclovir soll fünfmal täglich im Abstand von vier Stunden aufgetragen werden.
Aciclovir/Hydrocortison bekämpft die Virusvermehrung und die Entzündung. Die Heilungszeit soll verkürzt und die Gesamtfläche von Bläschen, Krusten und Wunden reduziert werden. Die Creme soll fünfmal täglich im Abstand von drei bis vier Stunden über einen Zeitraum von fünf Tagen aufgetragen werden.
Penciclovir ist auch in der Papel- und Bläschenphase wirksam und hemmt die Replikation der Virus-DNA. Die Virusvermehrung wird gestoppt, der Heilungsprozess vorangetrieben und Schmerzen gemindert. Aufgetragen wird die Creme im Abstand von zwei Stunden – mindestens sechsmal täglich.
Docosanol ist ein langkettiger gesättigter Alkohol und Bestandteil menschlicher Zellmembranen. In vitro verhinderte der Wirkstoff eine Fusion zwischen lipidumhüllten Viren wie den Herpesviren und der Plasmamembran. Somit können die Virusaufnahme in die Zellen und dessen Replikation verhindert werden.
Zinksulfat/Heparin soll drei bis sechsmal täglich beim ersten Kribbeln aufgetragen werden. Zinksulfat kann das Austrocknen der Bläschen unterstützen.
Melissenextrakt soll die Hautzellen vor dem Eindringen des Virus schützen und diesen unschädlich machen. Die Wirkung wird auf die enthaltene Rosmarinsäure zurückgeführt.
Herpes-Patches sind die wirkstofffreie Alternative zur Creme. Die Hydrokolloid-Pflaster decken den infizierten Bereich ab und können so die Übertragung und Ausbreitung der Viren eindämmen. Das Pflaster nimmt zudem das Bläschensekret und sorgt für ein ideales feuchtes Wundheilungsmilieu.
Herpotherm ist ein Stift mit einer keramischen Kontaktfläche, an der ein kurzer konzentrierter Wärmeimplus von etwa 51 Grad erzeugt wird. Die Temperatur wird für etwa drei Sekunden aufrechterhalten – solange sollte auch Kontakt mit der Lippe bestehen.
Lysinhaltige Nahrungsergänzungsmittel sollen die Argininverwertung der Viren reduzieren und so die Virusvermehrung stoppen. Lysin verdrängt Arginin im Körper und entzieht dem Virus so die Lebensgrundlage.
Herpes und Sonne – LSF nicht vergessen!
Lichtschutzfaktor nicht vergessen! So lautet auch die Devise für die Lippen. Im Handel sind verschiedene Produkte – ob Creme oder Stift – es ist für jede/n das passende Produkt dabei.
Fazit: Wer im Sommerurlaub auf einen Sonnenschutz für die Lippen verzichtet, riskiert in Folge einer Störung der Immunzellen der Haut eine HSV1-Infektion.