Herpes ade: Pritelivir als neue Behandlungsoption?
Herpes ist lästig und schmerzhaft. Verschiedene Wirkstoffe sollen Betroffenen bei einem Ausbruch Linderung verschaffen. Bald könnte eine weitere Behandlungsoption ins Spiel kommen: Pritelivir gegen Herpes.
Bis zu neun von zehn Personen weltweit sind mit Herpesviren infiziert, wobei Herpes simplex-Viren vom Typ 1 (HSV1) deutlich häufiger sind als HSV2, die Genitalherpes auslösen können. Gelangen die Viren einmal in den Körper, können sie dort ein Leben lang verbleiben und jederzeit reaktiviert werden. Ist dies der Fall und bricht das HSV1-Virus aus – beispielsweise ausgelöst durch Stress, Ekel oder zu viel Sonneneinstrahlung –, sind Kribbeln, Brennen, Jucken und Bläschenbildung an der Lippe die Folgen. Weil dies nicht nur schmerzhaft ist, sondern auch ansteckend sein kann, ist schnelle Linderung gefragt. Zu den häufigsten Behandlungsoptionen gehören unter anderem Virostatika wie Aciclovir und Penciclovir.
Nun bringt das Unternehmen Aicurs mit Pritelivir einen weiteren Wirkstoff gegen Herpesviren – HSV1 sowie HSV2 – ins Spiel. Dieser soll dabei ein anderes Wirkprinzip besitzen und so auch bei Infektionen wirksam sein, die gegen bewährte Wirkstoffe wie Aciclovir resistent sind.
Pritelivir gegen Herpes: Wirksam gegen HSV1 und HSV2
Bei dem Thiazolylamid handelt es sich ebenfalls um ein Virostatikum, genau um einen Helikase-Primase-Inhibitor. Durch die Hemmung des Komplexes wird die Vermehrung der viralen DNA blockiert. Der Wirkstoff greift im Vergleich zu Aciclovir und Co. früher in die Virusreplikation ein und muss nicht erst durch virale Enzyme aktiviert werden.
In einer international durchgeführten, klinischen Phase-III-Studie wurde Pritelivir nun vor allem zur Behandlung immungeschwächter Patient:innen untersucht. Genau wurden Wirksamkeit und Sicherheit überprüft. Dafür wurden die teilnehmenden Patient:innen entweder mit einer Standardtherapie behandelt oder erhielten Pritelivir, und zwar als orale Initialdosis von 400 mg am ersten Tag, gefolgt von 100 mg oral täglich. Der Behandlungszeitraum betrug insgesamt 28 Tage und als primärer Endpunkt wurde der Anteil vollständig abgeheilter Läsionen angenommen.
Dieser lag unter Pritelivir deutlich höher als bei anderen Therapien und das bei guter Verträglichkeit. „Pritelivir zeigte klinisch bedeutsame und statistisch hochsignifikante Überlegenheit bei der Läsionsheilung nach bis zu 28 Behandlungstagen im Vergleich zu Standardbehandlungen bei refraktären, mit Herpes-simplex-Virus infizierten, immungeschwächten Patienten“, teilt der Hersteller mit. Bei einer Behandlungsdauer von 42 Tagen nahm die Überlegenheit weiter zu.
„Seit Jahrzehnten gab es keine Innovation in der HSV-Behandlung für diese Patientengruppe“, heißt es von den Forschenden. Pritelivir habe jedoch das Potenzial, die Lebensqualität zu verbessern und stelle eine oral verfügbare und sichere Option dar.
Nun soll 2026 die Zulassung in den USA beantragt werden. Auch in der EU ist der Wirkstoff bisher nicht zugelassen. Er kann jedoch im Rahmen eines sogenannten Härtefallprogramms zum Einsatz kommen, wenn Patient:innen eine schwere Aciclovir-resistente Herpes-simplex-Virusinfektion und zusätzlich eine Resistenz oder Intoleranz gegen Foscarnet aufweisen.
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