26 Millionen Influenza-Impfdosen stehen in der Saison 2020/21 zur Verfügung – so viele wie noch nie. Und trotzdem wurde zwischenzeitlich von regionalen Engpässen berichtet. Als im November die nationale Reserve ausgeliefert wurde, waren die Kühlschränke der Apotheken wieder voll – einige sind es noch immer. Den Impfstoffen droht der Verwurf. Weil das finanzielle Risiko bei den Apotheken liegt, mahnt Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbands, die Politik, die Apotheken nicht auf den Kosten sitzen zu lassen. Eingen Apotheken drohe in puncto Grippeimpfstoffe ein Minusgeschäft.
Die Bestellung der Grippeimpfstoffe ist in jedem Jahr ein Roulettespiel. Gefühlt kann man in puncto der benötigten Mengen nur danebenliegen. Besonders knapp waren Grippeimpfstoffe in der Saison 2018/19. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hatte 15,7 Millionen Impfdosen freigegeben und der Gesundheitsminister einen Versorgungsmangel ausgerufen. In der aktuellen Saison sollte alles besser werden und eine nationale Reserve von sechs Millionen Impfdosen wurde beschafft. Droht den Vakzinen nun die Entsorgung? Denn als die Nachfrage groß war, war der Grippeimpfstoff regional knapp und als der Nachschub dann kam, war die Impfbereitschaft rückläufig.
Noch vor wenigen Tagen rief der HAV zur Grippeimpfung auf. Während viele Menschen noch auf die Corona-Impfung warten müssen, sei eine Grippeimpfung in Hessen flächendeckend möglich, denn die Apotheken hätten auf eigene Kosten Vorräte an Impfstoffen angelegt. „In den Apotheken sind noch Vorräte vorhanden“, so der HAV am Freitag. Eine Grippeschutzimpfung könne das Risiko eines schweren Covid-19-Verlaufs senken.
Grippeimpfstoffe: Minusgeschäft und finazieller Verlust
Am Montag teilte der HAV mit, dass den im Sinne des Versorgungsauftrages von den Apotheken nachbestellten Impfdosen nun der Verwurf drohe. Der daraus entstehende finanzielle Verlust übersteige in vielen Apotheken die Erlöse aus dem Impfstoffgeschäft, so der HAV.
Seyfarth mahnt die Politik, die Apotheken nicht auf den Kosten sitzen zu lassen: „Wer die Durchimpfungsrate der Bevölkerung für Grippe steigern will, muss sich auf das Engagement der Apotheken verlassen können. Faire Bedingungen helfen ihnen, ihren Versorgungsauftrag zu erfüllen.“ Würden Apotheken auf den Kosten der Restbestände sitzenbleiben, wirke dies demotivierend. „Dann wird es nur noch Impfstoffversorgung nach Plan geben.“
Welche Apotheken sind betroffen? Laut Seyfarth seien in den Apotheken Restbestände an Grippeimpfstoffen zu finden, die im Vertrauen auf die kurzfristige Lieferfähigkeit im November Impfdosen nachbestellt haben, um die hohe Nachfrage von Arztpraxen und Privatpatient*innen zu bedienen. „Diese Dosen trafen nur mit zeitlicher Verzögerung in den Apotheken ein, wo sie auf eine zwischenzeitlich deutlich reduzierte Nachfrage trafen.“
Dass Apotheken durch die Sicherstellung der Versorgung mit Grippeimpfstoffen ein erhebliches finanzielles Risiko eingehen, bleibe grundsätzlich jedoch bestehen und sei nicht hinnehmbar, so der HAV.
Auch in Nordrhein in die Lager gefüllt. Wie eine Blitzumfrage des Apothekerverbandes ergibt, lagern in etwa 80 Prozent der Apotheken an Rhein und Ruhr noch Grippeimpfstoffe im Wert von etwa 1,2 Millionen Euro. Der AVNR gehe davon aus, dass es bundesweit nicht anders aussehe. “So würden demnach in bundesdeutschen Apotheken noch rund 1 Million Impfdosen im Wert von über 10 Million Euro lagern, denen in wenigen Wochen der Verfall droht”, so der AVNR.
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