Glutenunverträglichkeit: Neuer Wirkstoff statt Diät?
In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Menschen mit Glutenunverträglichkeit – der sogenannten Zölikalie – Expert:innen zufolge deutlich erhöht. Während ein Großteil der Betroffenen oft symptomfrei bleibt, treten bei anderen starke Beschwerden auf. Also ist strikte Gluten-Diät angesagt. Doch damit könnte bald Schluss sein – dank eines neuen Wirkstoffs.
Die wichtigste Frage vorweg: Was genau ist eigentlich Zölikalie? Die Antwort kommt von der Deutschen Zölikalie Gesellschaft. „Zöliakie ist eine chronische Systemerkrankung, die auf einer lebenslangen Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, bzw. der Unterfraktion Gliadin beruht.“ Hierzulande ist laut den Expert:innen etwa einer von 100 Menschen davon betroffen. Gluten findet sich in verschiedenen Getreidesorten wie Roggen, Gerste, Hafer und Weizen, die wiederum die Grundlage für zahlreiche Lebensmittel, darunter Brot, Nudeln und Co., bilden. Nehmen betroffene Patient:innen Gluten zu sich, führt dies zu einer Entzündung der Darmschleimhaut sowie langfristig einem Rückgang der Darmoberfläche. Nährstoffe können dadurch schlechter aufgenommen werden und es entwickeln sich Defizite. Dafür genügen meist schon kleine Mengen an Gluten.
Damit sich die Unverträglichkeit nicht in Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen oder anderen Symptomen äußert, ist für Betroffene ein strenger Gluten-Verzicht an der Tagesordnung. Auch wenn das Angebot an glutenfreien Lebensmitteln inzwischen groß ist, ist dies jedoch nicht immer leicht, beispielsweise bei einem Restaurantbesuch. Doch mit der strikten Gluten-Diät könnte vielleicht schon bald Schluss sein, denn womöglich gibt es schon bald ein entsprechendes Medikament gegen die Symptome.
In einer placebokontrollierten, klinischen Phase-IIa-Studie untersuchten Forscher:innen der Universitätsmedizin Mainz den Effekt des Wirkstoffs ZED1227 in verschiedenen Dosierungen gegen Zölikalie. Dabei handelt es sich um einen selektiven oralen Transglutaminase-2-Hemmer. Das Medikament basiert auf einem erkrankungsspezifischen Wirkmechanismus, heißt es von den Wissenschaftler:innen. Bei den Untersuchungen zeigte sich, dass die Entzündungsreaktion nach einer Gluten-Aufnahme geringer ausfiel, wenn Proband:innen zuvor der Wirkstoff verabreicht wurde, als in der Placebogruppe. Demnach habe ZED1227 eine schützende Wirkung auf die Dünndarmschleimhaut und verbessere nicht nur die Symptome, sondern die gesamte Lebensqualität von Patient:innen.
„Zöliakie-Betroffene verspüren durch die dauerhaft notwendige Vorsicht bei der Ernährung einen erheblichen Leidensdruck. Mit dem Transglutaminase-Hemmer ZED1227 wird ihnen zukünftig eine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit unterstützend zur glutenfreien Diät zur Verfügung stehen, die ihnen zusätzlich einen erheblichen Zugewinn an Sicherheit und Lebensqualität ermöglicht“, erklärt Professor Dr. Dr. Detlef Schuppan, Leiter der Klinik-Ambulanz für Zöliakie und Dünndarmerkrankungen an der Universitätsmedizin Mainz. Als nächsten Schritt planen die Forscher:innen nun eine Phase-IIb-Studie mit besonders stark belasteten Patient:innen, die selbst auf eine Gluten-Diät nicht ansprechen.
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