Es herrscht Aufklärungs- und Informationsbedarf, wenn es um die Supplementation von Nährstoffen in der Schwangerschaft und bei Frauen mit Kinderwunsch geht. Deutlich wird dies am Beispiel Folsäure – zwar wird das wasserlösliche Vitamin von den meisten werdenden Müttern eingenommen, allerdings häufig zu spät.
Für die optimale kindliche Entwicklung ist eine ausreichende Versorgung von Mutter und Kind mit Nährstoffen wichtig. Leider sind die werdenden Mütter nicht immer optimal versorgt. Das zeigt die „Studie zur Erhebung von Daten zum Stillen und zur Säuglingsernährung in Deutschland – SuSe II“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Ergebnisse zeigen: Es besteht Aufklärungs- und Informationsbedarf.
Folsäure: Supplementation oft zu spät
Etwa 82 Prozent der 966 im Rahmen der Studie befragten Frauen hatten zwar Folsäure in der Schwangerschaft supplementiert, aber nur 45,4 Prozent, also knapp die Hälfte, hatte mit der Einnahme wie empfohlen vor der Schwangerschaft begonnen.
Mit der Supplementation von Folsäure sollte bereits mindestens vier Wochen vor Schwangerschaftseintritt begonnen und während des ersten Trimenons fortgeführt werden. Empfohlen werden 400 μg täglich. Frauen, die erst später starten – kurz vor oder nach der Konzeption –, sollten 800 μg täglich supplementieren. Warum? Folat spielt eine zentrale Rolle bei der Zellteilung und Blutbildung. Eine Unterversorgung in der Frühphase der Schwangerschaft kann zu schweren Komplikationen führen. Dazu gehören Früh- und Fehlgeburten sowie schwere Fehlbildungen des Säuglings wie der offene Rücken (Neuralrohrdefekt).
Folat ist ein wasserlösliches Vitamin aus der Gruppe der B-Vitamine, das im Körper in mehreren Schritten in die aktive Form umgewandelt wird. Natürliches, in Lebensmitteln vorkommendes Folat hat eine Bioverfügbarkeit von etwa 50 Prozent. Die synthetisch hergestellte Folsäure hingegen hat eine Bioverfügbarkeit von etwa 90 Prozent, ist hitzestabil und damit der natürlichen Form deutlich überlegen.
Unabhängig von der Supplementation sollten Schwangere vermehrt auf folatreiche Lebensmittel wie grünes Gemüse (Spinat und Salate), Tomaten, Orangen, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Fleisch, Eier und Milchprodukte setzen, um ihren Bedarf zu decken.
Jod – sonst Kropf
Schwangere haben einen erhöhten Jodbedarf und sollten laut DGE auch Jod supplementieren. Allerdings befolgte nur die Hälfte der Studienteilnehmerinnen diese Empfehlung. „Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig die ärztliche Beratung und Aufklärung von Frauen im gebärfähigen Alter, spätestens aber während der Schwangerschaft ist“, betont die Studienleiterin Professor Dr. Mathilde Kersting, Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE) der Universitätskinderklinik Bochum.
Jod ist für die körperliche und geistige Entwicklung wichtig. Zugegeben, Deutschland ist kein ausgesprochenes Jodmangelgebiet mehr. Allerdings liegt die anhand der Jodausscheidung geschätzte Zufuhr von Jod bei Frauen im gebärfähigen Alter in Deutschland unter dem Referenzwert für die Jodzufuhr von 200 µg pro Tag. „Ein Jodmangel in der Schwangerschaft hat besonders schwere Auswirkungen wie ein erhöhtes Risiko für Früh- und Fehlgeburten“, schreibt die DGE. „Der Säugling kommt bereits mit einem Kropf zur Welt und im ungünstigsten Fall treten dauerhafte Entwicklungsstörungen des Skelett- und Nervensystems auf.“
Schwangere sollten täglich 100 bis 150 µg Jod supplementieren. Zusätzlich sollten täglich Milchprodukte, ein- bis zweimal wöchentlich Fisch und die Verwendung von Jodsalz auf dem Speiseplan stehen.
Achtung: Bei Schilddrüsenerkrankungen sollte vor der Supplementation Rücksprache mit der/m behandelnden Ärzt*in gehalten werden.
Was Schwangere sonst noch brauchen
Omega-3-Fettsäuren: Der Bedarf an langkettigen Omega-3-Fettsäuren könne mit wöchentlich mindestens einer Portion fettreichem Seefisch gedeckt werden. Wer keinen Fisch isst, kann auf ein Supplement setzen.
„Alle übrigen Vitamine und Mineralstoffe können auch in der Schwangerschaft über eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung nach den 10 Regeln der DGE mit herkömmlichen Lebensmitteln ausreichend aufgenommen werden“, so die DGE.
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