Ein Gläschen am Abend oder doch lieber verzichten? Geht es um das Thema Alkohol, scheiden sich die Geister. Denn während die einen vor den damit verbundenen Gesundheitsrisiken warnen, pochen andere sogar auf eine vermeintlich gesundheitsfördernde Wirkung. Was dahintersteckt, klären Greifswalder Wissenschaftler:innen nun auf.
An der Supermarktkasse, beim Tanken oder im Kiosk um die Ecke – ähnlich wie Zigaretten ist Alkohol nahezu überall zu haben. Doch wie wirkt sich das Suchtmittel Nummer eins auf die Lebenserwartung aus? Dieser Frage haben sich Expert:innen der Universitätsmedizin Greifswald gewidmet – und räumen mit einem Irrglauben auf.
Den Expert:innen zufolge seien frühere Studien zu der Schlussfolgerung gekommen, dass Alkohol womöglich die Lebenserwartung steigern könnte. Denn sie beobachteten eine kürzere Lebenszeit bei abstinenten Personen. Hilft Alkohol also dabei, länger zu leben? Im Rahmen ihrer Untersuchung anhand von mehr als 4.000 Proband:innen konnten die Greifswalder Forscher:innen diese Annahme nun widerlegen.
Dafür haben sie Daten einer früheren Studie herangezogen, bei der Faktoren wie der Alkoholkonsum, Vorerkrankungen und mögliche Probleme mit Alkohol und/oder Drogen abgefragt wurden. Waren Proband:innen in der Zwischenzeit verstorben, wurden die Umstände des Todes untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Mehrheit der Personen, die ein Jahr vor ihrem Tod abstinent blieben, stattdessen andere Risikofaktoren zeigte, die die Sterbewahrscheinlichkeit in die Höhe trieben. Dazu zählt beispielsweise tägliches Rauchen oder ein früherer Alkoholmissbrauch. Hierauf lasse sich auch zurückführen, dass diejenigen, die auf Alkohol verzichteten trotzdem vorzeitig verstarben.
Lagen dagegen keine weiteren Risikofaktoren vor, ließen sich den Forscher:innen zufolge keine signifikanten Unterschiede bei der Sterbewahrscheinlichkeit im Vergleich zu Menschen mit geringem oder moderaten Alkoholkonsum feststellen.
„Bisherige Studien legten nahe, dass Menschen, die geringfügige bis moderate Mengen trinken, länger leben. Dies führte lange zur Schlussfolgerung, mäßiger Alkoholkonsum könne gesundheitsfördernde Effekte haben, insbesondere in Bezug auf das Herz-Kreislauf-System. Dies konnten wir nun klar widerlegen“ fasst Studienleiter Professor Ulrich John aus der Abteilung für Präventionsforschung und Sozialmedizin am Institut für Community Medicine der Universitätsmedizin Greifswald zusammen.
Im Gegenteil: „Die Ergebnisse stützen die Einschätzung, dass Menschen, die gerade alkoholabstinent leben, nicht zwangsläufig eine kürzere Lebenszeit haben als diejenigen, die moderat Alkohol konsumieren.“ Aus gesundheitlichen Gründen Alkohol zu trinken, sollte den Forscher:innen zufolge also keine Option sein.
Was in puncto Alkohol in der Apotheke gilt, erfährst du hier.
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