Rezepturen mit Erythromycin stehen in der Apotheke häufig auf der Tagesordnung. Allerdings ist das Makrolidantibiotikum als problematischer beziehungsweise empfindlicher Wirkstoff bekannt.
Wirkstoffcheck
Erythromycin ist ein Makrolidantibiotikum und wird in der Aknetherapie eingesetzt. Außerdem kommt die Substanz in Kombination mit Metronidazol für die Behandlung von Rosazea zum Einsatz. Für die Wirkung ist die Erythromycin-Base verantwortlich. Der Substanz werden antientzündliche Eigenschaften zugesprochen, außerdem wird die bakterielle Proteinbiosynthese gehemmt. Topische Zubereitungen mit Erythromycin sollten maximal über einen Zeitraum von sechs Wochen aufgetragen werden. So soll eine Resistenzbildung verhindert werden.
Auf den pH-Wert kommt es an
Die Stabilität von Erythromycin ist stark abhängig vom pH-Wert. Das Optimum für Wirksamkeit und Stabilität liegt bei 8 bis 8,5. Bereits eine Verschiebung auf pH 7 verursacht innerhalb von 24 Stunden einen Wirkverlust von etwa 14 Prozent. Bei pH 6 zersetzt sich Erythromycin innerhalb von bis zu drei Stunden. Daraus ergibt sich ein rezeptierbarer Bereich von 8 bis 10 für Suspensionen und 8 bis 8,5 für Lösungen.
Erythromycin zeigt in halbfesten Zubereitungen eine bessere Stabilität. Der Grund: In hydrophilen und lipophilen Cremes liegt das Antibiotikum in der Regel vollständig suspendiert vor. Somit treten kaum Zersetzungsreaktionen auf, wie sie beim gelösten Wirkstoff möglich sind. Außerdem kann das ungelöste Erythromycin den pH-Wert der halbfesten Zubereitung kaum beeinflussen. Dies ist hingegen bei alkoholisch-wässrigen Lösungen der Fall. Sie kommen auf pH-Werte von 9,5 bis 10 und können durch den Zusatz einer Zitronensäurelösung um 0,5 Prozent auf pH 8 gesenkt werden. Werden leicht saure Grundlagen verwendet, kann eine Verschiebung des pH-Wertes ins Alkalische mit Trometamol erreicht werden.
Einwaagekorrektur nicht vergessen
Erythromycin wird in Konzentrationen von 0,5 bis 4 Prozent verarbeitet. Der Wirkstoff ist für seinen Mindergehalt bekannt. Eine Korrektur der Einwaage ist also unerlässlich. Dazu sind nicht einfach wie früher 10 Prozent auf die rezeptierte Menge aufzuschlagen, sondern der Einwaagekorrekturfaktor zu verwenden.
Zur Berechnung des Korrekturfaktors (f) werden der geforderte Gehalt (in der Regel 100 Prozent) und der Ist-Gehalt der Wirkkomponente benötigt. Zu finden sind die Angaben im Prüfzertifikat. Die Formel für die Berechnung lautet: „f = Soll-Gehalt durch Ist-Gehalt“. Das Ergebnis wird mit drei Nachkommastellen angegeben. Die geforderte Menge wird dann mit dem Faktor multipliziert und schließlich die resultierende Masse eingewogen und rückgewogen.
Merke: Die Mehreinwaage wird bei der Taxation berücksichtigt, findet aber auf dem Etikett keinen Platz!
Keine Sorbinsäure
Erythromycin sollte nicht in Grundlagen verarbeitet werden, die mit Sorbinsäure vorkonserviert sind. Stattdessen sollten Grundlagen mit Trometamol oder Propylengylkol oder Standardrezepturen mit beispielsweise Basiscreme verwendet werden.
Salicylsäure und Milchsäure sind ebenfalls für eine Kombination mit Erythromycin ungeeignet. Problematisch kann es auch bei der Kombi mit Glucocorticoiden werden. Geeignet ist ein Duo aus Erythromycin und Triamcinolonacetonid beziehungsweise Betamethasondipropionat. Allerdings ist die Zubereitung nur maximal vier Wochen stabil. Sollen Prednisolon und das Makrolidantibiotikum in einer Zubereitung verarbeitet werden, sollte auf Prednisolonacetat ausgewichen werden. In Kombination mit Tretinoin 0,05 Prozent ist Erythromyin in Linola (Dr. Wolff) in einer Tube für maximal acht Wochen stabil.
Soll das Antibiotikum in Linola verarbeitet werden, ist eine Anreibung des Wirkstoffes mit dem Tensid Tween 20 (Polysorbat 20) zu 10 Prozent zu empfehlen.
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