Erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs durch Semaglutid?
Semaglutid wird als „Wundermittel“ zum Abnehmen seit Monaten gehypt. Denn der Wirkstoff kann zu einer deutlichen Gewichtsreduktion führen. Die Folge: Lieferengpässe – vor allem durch einen Off-Label-Use. Doch laut der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) steht Semaglutid in Verdacht, das Risiko für Schilddrüsenkrebs zu erhöhen.
Semaglutid ist ein GLP-1-Analogon und wirkt selektiv als GLP-1-Rezeptoragonist – bindet der Wirkstoff an den Rezeptor, wird dieser aktiviert. Die Folgen: Der Blutzuckerspiegel wird glucoseabhängig durch Stimulation der Insulinsekretion und Senkung der Glucagonsekretion gesenkt und Körpergewicht sowie Körperfettmasse werden durch eine geringere Energieaufnahme – Appetitreduktion – gemindert. Vor allem in Sachen Gewichtsreduktion braucht es jedoch eine dauerhafte Gabe, andernfalls droht ein Jo-Jo-Effekt. Doch damit nicht genug: Semaglutid könnte außerdem das Risiko für Schilddrüsenkrebs erhöhen, warnt die EMA.
Zugelassene Arzneimittel mit Semaglutid in der EU sind Ozempic zur Behandlung von Erwachsenen mit unzureichend kontrolliertem Diabetes mellitus Typ 2 als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität sowie Wegovy in der Indikation Übergewicht ab einem BMI von 27 oder höher mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung oder einem BMI von 30 oder höher, jeweils in Verbindung mit der Durchführung einer kalorienreduzierten Diät und erhöhter körperlicher Aktivität.
„Im Januar 2023 erörterte der Sicherheitsausschuss (PRAC) der EMA einen Sicherheitshinweis für Arzneimittel aus der Klasse der Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1)-Rezeptor-Agonisten, darunter Arzneimittel mit dem Wirkstoff Semaglutid (Ozempic, Rybelsus, Wegovy), nachdem eine Studie veröffentlicht worden war […], die auf ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs bei der Verwendung dieser Arzneimittel bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 hinweist“, erklärt ein Sprecher. Daraufhin habe der PRAC im April eine Liste von Fragen an die Zulassungsinhaber entsprechender Arzneimittel – darunter Novo Nordisk, Eli Lilly, AstraZeneca und Sanofi – gerichtet, die es zu beantworten gilt, und zwar bis Ende Juli.
Semaglutid: Risiko für Schilddrüsenkrebs wird geprüft
In den jeweiligen Produktinformationen zu Wegovy und Ozempic informiert die Behörde bereits über ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs bei Nagetieren: „In 2-Jahres-Karzinogenitätsstudien bei Ratten und Mäusen verursachte Semaglutid bei klinisch relevanten Expositionen C-Zelltumoren der Schilddrüse. Im Zusammenhang mit der Behandlung wurden keine anderen Tumoren beobachtet. Die C-Zelltumoren bei Nagetieren werden durch einen nicht-genotoxischen, spezifisch durch den GLP-1-Rezeptor vermittelten Mechanismus verursacht, für den Nager besonders empfänglich sind.“ Der Effekt auf Menschen könne nicht ausgeschlossen werden, werde jedoch als gering eingestuft, heißt es weiter.
Derzeit würden in einem Sicherheitsverfahren alle verfügbaren Daten zu einem erhöhten Risiko für Schilddrüsenkrebs bei Patient:innen unter Semaglutid geprüft. „Die EMA wird erforderlichenfalls weitere Informationen übermitteln“, so der Sprecher.
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