Engpass bei Atorvastatin – auch Alternative knapp
Atorvastatin-haltige Arzneimittel sind von Lieferengpässen betroffen – einige voraussichtlich bis November. Alternativen sind gefragt. Doch auch die sind rar.
Mehrere Hersteller, darunter 1A Pharma, Aristo, Micro Labs, Stada und Viatris, haben Lieferengpässe bei Atorvastatin-haltigen Arzneimitteln in verschiedenen Wirkstärken beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldet. Das Ende der eingeschränkten Verfügbarkeit wird bei einigen Präparaten voraussichtlich Mitte Mai erreicht, andere Engpässe werden nach aktuellem Stand noch bis November andauern.
Als Gründe werden Produktionsprobleme und eine gestiegene Nachfrage angegeben. Ärzt:innen konnten bislang nur einen Lipidsenker verordnen, wenn bei Patient:innen das Risiko, in den nächsten zehn Jahren einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, bei mindestens 20 Prozent lag. Die Risikoschwelle wurde auf 10 Prozent herabgesetzt.
Laut Arzneimittelatlas wurden im Jahr 2023 etwa 3,8 Milliarden definierte Tagesdosen an Lipidsenkern verordnet. Damit ist der Verbrauch zwischen 2003 und 2023 um knapp das Fünffache gestiegen. Auffällig ist die Verdrängung von Simvastatin durch Atorvastatin. Nach dem Patentablauf von Atorvastatin im Jahr 2012 stieg der Verbrauch von 5 Prozent auf 56 Prozent, während der Anteil von Simvastatin von 85 Prozent auf 23 Prozent im Jahr 2023 fiel. Und auch Rosuvastatin legte mit Patentablauf zu – von einem Anteil von 0,1 Prozent im Jahr 2017 auf knapp 19 Prozent im Jahr 2023. Die Verschiebung zu Atorvastatin und Rosuvastatin könnte zum einen am günstigeren Neben- und Wechselwirkungsprofil liegen. Zum anderen wird beiden Wirkstoffen in der Gruppe der Statine die stärkste lipidsenkende Eigenschaft zugesprochen.
Bei Engpass Rosuvastatin als Atorvastatin-Alternative, aber nicht 1:1
Fällt Atorvastatin aus, ist Rosuvastatin eine Alternative. Kein Wunder, dass auch Engpässe für Rosuvastatin-haltige Arzneimittel beim BfArM gemeldet sind – einige könnten bis Ende August andauern. Als Ursache werden unzureichende Produktionskapazitäten angegeben. Zudem gibt es bei den Wirkstoffen einige Unterschiede, die bei der Umstellung zu beachten sind.
Rosuvastatin kann den Cholesterinspiegel stärker senken als Atorvastatin. Eine im Fachmagazin Cardiovascular Diabetology veröffentlichte Studie zeigt, dass Rosuvastatin bei gleicher Dosis eine stärkere LDL-Reduktion erzielt. Daher sind die Äquivalenzdosen zu beachten. So kann eine LDL-C-Reduktion von 30 bis 40 Prozent mit 5 mg Rosuvastatin erreicht werden – bei Atorvastatin ist eine Dosis von 10 mg nötig. Für eine Senkung um 50 bis 55 Prozent sind 20 mg Rosuvastatin beziehungsweise 80 mg Atorvastatin nötig. Zudem besitzt Rosuvastatin im Vergleich zu Atorvastatin eine längere Halbwertszeit – 19 vs. 14 Stunden – und somit eine länger anhaltende Wirkung.
Atorvastatin und Rosuvastatin gehören zu den 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzym A (HMG-CoA)-Reduktase-Hemmern. Das Enzym ist maßgeblich an der Biosynthese von Cholesterin beteiligt. Der Wirkstoff senkt den LDL-Spiegel sowie die Konzentration von Plasmacholesterin und Lipoproteinen im Serum. Die Cholesterinbiosynthese in der Leber nimmt in der Folge ab und die Zahl der hepatischen LDL-Rezeptoren wird erhöht. Dadurch können Aufnahme und Abbau von LDL beschleunigt werden.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Medizinprodukte: Keine Aut-idem Regelungen, keine Normgrößen
Medizinprodukte mit Arzneimittelcharakter sind in der Anlage V zur Arzneimittelrichtlinie (AM-RL) aufgeführt. Zu finden sind sowohl verschreibungspflichtige als auch nicht …
Achtung, Ischämie: Medikationsfehler bei Epinephrin-Pen
Notfallpens mit Epinephrin können Leben retten, doch bei der Anwendung drohen auch Gefahren, wie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) …
Ersatzkassen: Arbeitspreis erhöht sich zum 1. Mai
Mischen Apotheken antibiotische Trockensäfte an, können sie den Service nicht abrechnen. Anders sieht es bei der Rekonstitution von Evrysdi (Risdiplam, …