Der Run auf die Grippeimpfstoffe hat begonnen. Während die Arztpraxen bereits Impfdosen über den Sprechstundenbedarf erhalten haben, haben Privatpatienten mitunter das Nachsehen. Denn bislang wurden vorwiegend Packungen zu zehn Impfdosen an die Apotheken ausgeliefert. Einzeldosen Grippeimpfstoff sind vielerorts noch Mangelware. Nachschub ist aber in Sicht und zum Teil auch schon unterwegs.
In der letzten Augustwoche wurden die ersten Grippeimpfstoffe an die Apotheken und den Großhandel ausgeliefert. Bislang hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) rund 15,3 Millionen Impfdosen die Chargenfreigabe erteilt. Für die Grippesaison 2020/21 sollen circa 25 Millionen Impfstoffdosen – inklusive der zusätzlichen Dosen, die das Bundesgesundheitsministerium (BMG) beschaffen wird – zur Verfügung stehen.
Keine Einzelpackung: Was ist das Problem?
Bislang wurden vorrangig die Zehnerpackungen ausgeliefert und der Sprechstundenbedarf bedient. Allerdings steht dieser nicht für Privatpatienten zur Verfügung, sondern ist für die Immunisierung der Kassenpatienten vorgesehen. Die Realität ist eine andere. Meist laufen die Patienten in der Apotheke mit einem Privatrezept auf und sollen eine Impfdosis an die Praxis zurückbringen, weil sie schon immunisiert wurden.
Ist derzeit keine Einzeldosis in der Apotheke vorrätig und der Arzt hat bereits eine Dosis aus dem Sprechstundenbedarf verimpft, muss die Kasse die Vakzine für den Privatversicherten zahlen, weil der aktuell keine Packung an die Praxis zurückgeben kann. Auseinzeln als Lösung? Zehnerpackung auf, Packungsbeilage kopieren und Impfstoffe einzeln abgeben? Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn Teilmengen dürfen nur auf ausdrückliche ärztliche Anordnung abgegeben werden. (Während der Corona-Pandemie wurde die Abgabe von Teilmengen neu geregelt, zumindest für Kassenrezepte.) Außerdem trägt die Apotheke das finanzielle Risiko, auf den restlichen Impfdosen der Packung sitzen zu bleiben. Allerdings hat die Apotheke freie Preisgestaltung und der Privatpatient das Nachsehen, denn der zahlt mitunter für den ausgeeinzelten Impfstoff mehr als für ein Einzelpackung. Die Lösung? Am einfachsten wäre es also, wenn der Arzt eine Zehnerpackung auf Privatrezept kauft und diese für die Privatpatienten selbst auseinzelt und verimpft.
Grippeimpfstoffe: Einzeldosen in Sicht und unterwegs
Mylan hat bereits am 24. August 2020 mit der Auslieferung von Influvac Tetra begonnen. „Der Vertrieb läuft bis voraussichtlich Dezember dieses Jahres“, teilt eine Sprecherin mit. „Influvac Tetra ist als Einzeldosis (mit Kanüle) oder im Sprechstundenbedarf in der 10er Packung (mit bzw. ohne Kanüle) erhältlich, um den spezifischen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden.“ Der Vertrieb der Einzelpackungen Xanaflu Tetra soll in diesem Monat beginnen.
Influsplit Tetra (GSK) befindet sich seit Anfang letzter Woche in Packungen zu einer Dosis und zehn Impfdosen jeweils ohne Kanüle in der Auslieferung. 300.000 Packungen zu zehn Impfdosen und 200.000 zu einer Impfdosis werden sukzessive über die nächsten Wochen verteilt die Großhändler und Apotheken erreichen. „Es wird also nicht der komplette Saisonbedarf auf einmal ausgeliefert“, teilt eine Sprecherin mit.
Sanofi Pasteur hat in dieser Woche mit der Auslieferung des vollumfänglichen Sortiments von Vaxigrip Tetra begonnen. 1er-Packungen werden zwar bereits ausgeliefert, allerdings nur für die Belieferungen der Vorbestellungen. Später werde auch der Großhandel mit Lagerware in allen Packungsgrößen bedient, teilt das Unternehmen mit.
Seqirus hat mit Flucelvax Tetra den ersten in Europa zugelassenen zellkulturbasierten tetravalenten Influenza-Impfstoff auf dem Markt. Die Vakzine ist ab einem Alter von neun Jahren zugelassen. Die Packung zu zehn Stück befindet sich bereits seit der 36. Kalenderwoche in der Auslieferung. Die Auslieferung der Einzelpackung startet heute, so eine Sprecherin mit. Afluria Tetra, ein tetravalenter Grippe-Impfstoff auf Eibasis, zugelassen ab 18 Jahren, ist ebenfalls bereits in Zehnerpackungen erhältlich. Ein genauer Liefertermin der Einzelpackung ist noch nicht bekannt.
Einzelpackungen können derzeit zum Teil bei einigen Großhändlern disponiert werden.
Aufgrund der Corona-Pandemie wird in dieser Saison mit einer erhöhten Impfbereitschaft gerechnet. Schon jetzt haben die Ärzte mit dem Impfen begonnen und vielerorts bereits versucht, Grippeimpfstoffe nachzuordern.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Weihnachtsgeschenke in der Apotheke: (K)ein Tabu?
Die Adventszeit hat begonnen und damit auch die Zeit der Geschenke. Um Apothekenangestellte für ihr Engagement zu belohnen, kommen oftmals …
Kammerbeitrag: Phishing-Attacken auf Berliner Apotheken
Der Berliner Apothekerkammer liegen Informationen über Betrugsversuche vor. Apotheker:innen haben zum einen Rechnungs-Faxe im Namen der „Landesapothekerkammer Berlin“ und zum …
ePA: Was Apotheken wissen müssen
Im Januar geht es los – zur Monatsmitte startet die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in den Pilotregionen Hamburg, Franken …