Schlagempfindlich und explosionsgefährlich: Vor Kurzem sorgte falsch gelagerte Pikrinsäure in Hamburg und Heidelberg für Schlagzahlen. Das explosive Überbleibsel einiger Apothekenlabore war in der Vergangenheit immer wieder Auslöser verschiedener Großeinsätze der Polizei. Dabei wurde das Prüfmittel 2012 von der Liste der apothekenüblichen Gefahrstoffe gestrichen. Allerdings beschreibt das Europäische Arzneibuch für 14 Wirk- und Hilfsstoffe noch Identitätsprüfungen mit Pikrinsäure – das DAC/NRF bietet Alternativen.
Pikrinsäure bildet mit vielen Stoffen farbige Pikrate, die eine Identifizierung der zu prüfenden Substanzen ermöglichen. Allerdings ist 2,4,6-Trinitrophenol mit dem Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) verwandt und im trockenen Zustand – wenn der Wassergehalt unter 30 Prozent sinkt – hochexplosiv. Schon kleinste Erschütterungen, ein Schlag oder eine Reibung, die beim Öffnen des Gefäßes entstehen, können eine Detonation auslösen. Daher sollte Pikrinsäure etwa alle sechs Monate auf ihren Wassergehalt kontrolliert werden. Apotheken, die noch Pikrinsäure im Labor haben, sollten darauf achten, dass mindestens ein Drittel Wasser im Aufbewahrungsgefäß ist! Denn die phlegmatisierte Pikrinsäure mit einem Wassergehalt von mehr als 30 Prozent gilt als ungefährlich. In einem Metallgefäß oder einem Aufbewahrungsgefäß mit Metalldeckel hat Pikrinsäure nichts zu suchen, denn es besteht die Gefahr, dass sich hochexplosive Metallpikrate bilden.
2,4-Dinitrophenylhydrazin zählt im trockenen Zustand wie Pikrinsäure zu den schlagempfindlichen und explosionsgefährlichen Stoffen. Das Europäische Arzneibuch hat für zwei Ausgangsstoffe noch Identitätsprüfungen mit 2,4-Dinitrophenylhydrazin im Programm. Auch hier kommen vom DAC/NRF Alternativen.
Pikrinsäure und 2,4-Dinitrophenylhydrazin: Alternativen für die Identitätsprüfung
Bereits 2009 traf das DAC/NRF die Entscheidung, die 16 Ausgangsstoffe in die Alternative Identifizierung aufzunehmen und ein Prüfverfahren anzubieten, das auf Pikrinsäure und 2,4-Dinitrophenyhydrazin verzichtet. Damit versuche das DAC/NRF, einen Teil dazu beizutragen, den Arbeitsschutz und die Laborsicherheit in Apotheken zu erhöhen, indem der Umgang mit gefährlichen Chemikalien reduziert werde. Außerdem soll eine Erleichterung geschaffen werden, weil die Kontrolle von leicht zu vergessenden Tätigkeiten, wie die Kontrolle der ausreichenden Phlegmatisierung mit Wasser der Pikrinsäure, entfallen kann.
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