Bietet eine überstandene SARS-CoV-2-Infektionen eine Immunität gegen eine erneute Ansteckung? Eine klare Antwort darauf gibt es auch nach einem Jahr Pandemie noch nicht. Während bei den meisten Menschen wohl von einem gewissen Schutz ausgegangen werden kann, trifft dies nicht für alle zu. Dies haben Forscher:innen in einer neuen Studie zu Corona-Zweitinfektionen herausgefunden.
Zu Beginn der Pandemie wurde lange spekuliert, ob eine Corona-Infektion eine erneute Ansteckung zu einem späteren Zeitpunkt ausschließt oder nicht. So wurde zwar grundsätzlich von einer Immunität ausgegangen, es gab jedoch auch einige Fälle von Corona-Zweitinfektionen. Inzwischen ist auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse davon auszugehen, dass Corona-Genesene eine Immunität von sechs Monaten oder länger innehaben, wie auch die Ständige Impfkommission in ihrer aktuellen Impfempfehlung anführt und somit nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion zunächst keine Impfung empfiehlt. Dänische Forscher:innen haben in einer neuen Studie nach möglichen Risiken für Corona-Zweitinfektionen gesucht. Ein entscheidender Faktor ist demnach das Alter. Die Untersuchungsergebnisse wurden im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht.
Studie: 80 Prozent Schutz vor Corona-Zweitinfektionen – aber nicht für alle
Die Wissenschaftler:innen haben für ihre Beobachtungsstudie Testergebnisse aus der dänischen Bevölkerung untersucht. So wurden im Zeitraum zwischen 26. Februar und 31. Dezember 2020 insgesamt vier Millionen Dänen mindestens einmal per PCR-Test auf SARS-CoV-2 getestet. Im Rahmen der Untersuchung verglichen die Forscher:innen die Infektionsdaten aus der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 mit denen der zweiten Welle zwischen September und Dezember 2020. Demnach wurden in der ersten Pandemie-Welle 11.727 von insgesamt 533.381 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet (2,2 Prozent). Bei einem Großteil der getesteten Personen konnten die Expert:innen in der Studie einen Vergleich mit der zweiten Welle anstellen (insgesamt 525.339 Personen, davon 11.068 Corona-positiv). In der Analyse zeigte sich, dass von den bereits in der ersten Welle positiv getesteten 11.068 Personen in der zweiten Welle insgesamt 72 Menschen Corona-Zweitinfektionen aufwiesen. Demnach wurden bei 0,65 Prozent der Covid-19-Patient:innen während der ersten und zweiten Welle zwei positive Testergebnisse verzeichnet.
Auf Basis der Beobachtungen haben die Forscher:innen mittels einer Kohortenanalyse den generellen Schutz vor einer erneuten Infektion berechnet. Dieser liegt ihnen zufolge bei rund 80 Prozent. Anschließend wurde geprüft, ob sich je nach Bevölkerungsgruppe Abweichungen ergeben. Die deutlichsten Unterschiede zeigen sich im Hinblick auf das Alter. So beläuft sich der Schutz vor Corona-Zweitinfektionen bei Personen ab 65 Jahre der Studie zufolge nur auf 47 Prozent. Dies könnte sich durch natürliche altersbedingte Veränderungen im Immunsystem erklären lassen, die dafür sorgen, dass ältere Menschen anfälliger für neu auftretende Infektionskrankheiten wie SARS-CoV-2 und andere Viren sind. Umso wichtiger sei es, ältere Menschen durch AHAL-Regeln und frühzeitiges Impfen zu schützen.
Im Hinblick auf das Geschlecht ließen sich demgegenüber offenbar keine Unterschiede beobachten. Außerdem gebe es keine Hinweise darauf, dass der Schutz vor einer erneuten Infektion nach sechs Monaten Nachbeobachtungszeit abnimmt, so die Studie. Wie lange die Immunität tatsächlich anhält, sei derzeit jedoch noch unklar, da seit Beginn der Pandemie erst rund zwölf Monate vergangen seien, sodass sich bisher keine langfristigeren Aussagen treffen ließen.
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