Corona treibt Konsum an: Alkohol, Zigaretten und Co. als Stresslöser?
„Was für ein Tag, ich brauch erstmal ein Glas Wein/eine Zigarette“ – Vielen von uns kommen Sätze wie dieser bekannt vor. Die Pandemie hat daran nichts geändert, oder? Wie sich Corona auf den Alkohol- und Tabakkonsum auswirkt, hat eine neue Studie untersucht. So viel vorweg: Es gibt Licht und Schatten.
Ausgangssperren, geschlossene Geschäfte, Kontaktverbote: Um die Ausbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen, greifen seit Monaten einschneidende Maßnahmen. Die Krise wird dabei für viele Menschen zur psychischen Zerreißprobe – vor allem für Jüngere, wie Ende letzten Jahres mehrere Studien zeigen konnten. Das wirkt sich auch auf den Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol oder Tabakwaren aus. Denn mit der Corona-Pandemie hat sich dieser im Jahr 2020 deutlich erhöht, wie das Jahrbuch Sucht 2021 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) zeigt.
Alkohol in Corona-Zeiten: Deutschland gilt als Hochkonsumland
Vor allem der verstärkte Alkoholkonsum in der Corona-Pandemie bereitet den Expert:innen der DHS Sorgen. Denn dieser lag laut Jahrbuch zuletzt bei 10,7 Litern pro Kopf und Jahr und ist damit seit der letzten Studie gestiegen. Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist der Verzehr hierzulande außerdem deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass sich durch die Beschränkungen auch das Trinkverhalten verändert habe: So würden Menschen anstatt mit Freund:innen in Bars oder Kneipen inzwischen eher zu Hause trinken – häufig zum Stressabbau. „In belastenden Situationen wird Alkohol häufig als vermeintlicher Stresslöser genutzt. Das kann schnell zur Gewohnheit werden und birgt langfristig die Gefahr einer Abhängigkeit“, erklärt Dr. Peter Raiser, stellvertretender DHS-Geschäftsführer.
Den Suchtexpert:innen zufolge sind hierzulande etwa drei Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren alkoholabhängig oder verwenden ihn missbräuchlich, beispielsweise in großen Mengen. Für Raiser ist es daher höchste Zeit, zu handeln und „den nationalen Alkoholkonsum zu reduzieren“. Dafür nimmt er vor allem die Gesundheitspolitik in die Pflicht. Diese müsse in Pandemie-Zeiten verstärkt über die Risiken von Alkoholkonsum aufklären.
Neben Alkohol- ist auch Medikamentenmissbrauch laut der Studie ein wachsendes Problem – bis zu 3,9 Millionen Betroffene gibt es den Daten zufolge schätzungsweise in Deutschland.
Licht und Schatten: Weniger Zigaretten, aber mehr Tabak
Eine auf den ersten Blick erfreuliche Entwicklung gab es beim Zigarettenverbrauch. Dieser lag 2020 bei 888 Glimmstängeln pro Kopf – mehr als 1 Prozent weniger als im Vorjahr. Der Haken dabei: Während weniger „fertige“ Zigaretten zum Einsatz kamen, gab es offenbar ein deutliches Plus bei selbstgedrehten Zigaretten. Zumindest stieg der Verbrauch beim für das Drehen benötigten Feinschnitt-Tabak um fast 11 Prozent und lag bei mehr als 26.000 Tonnen. „Da viele Urlaubsreisen in Nachbarländer pandemiebedingt ausfielen, griff ein Teil der Raucherinnen und Raucher auf der Suche nach Alternativen zu den preisgünstigeren Zigaretten im Ausland wohl vermehrt zum Feinschnitt, um selbst Zigaretten zu drehen“, erklären die Expert:innen.
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