Arzneimittelinteraktionen können nicht nur die Therapie gefährden, sondern sogar tödlich verlaufen. Vorsicht ist auch bei der Kombi aus Citalopram/Escitalopram mit Makroliden geboten.
Citalopram gehört zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Der Wirkstoff wird zur Behandlung von Depressionen sowie Panik- und Angststörungen eingesetzt.
Citalopram hemmt selektiv die Serotonin-Wiederaufnahme in die präsynaptische Nervenzelle. Der Neurotransmitter ist Botenstoff des zentralen Nervensystems und nimmt eine tragende Rolle bei der Regulation von Depression und Ängsten ein. Außerdem beeinflusst Serotonin die Magen-Darm-Bewegung positiv. Das Glückshormon besitzt stimmungsaufhellende Eigenschaften. Denn nimmt die Konzentration von Serotonin im präsynaptischen Spalt zu, werden Traurigkeit, Depression und Ängste gemindert sowie der Antrieb gesteigert.
Die Einnahme erfolgt in der Regel einmal täglich und zwar unabhängig von den Mahlzeiten. Etwa 14 Tage nach Behandlungsbeginn setzt die stimmungsaufhellende Wirkung ein. Das volle Potenzial ist nach etwa sechs bis acht Wochen zu spüren.
Achtung: Zu Therapiebeginn ist das Auftreten von suizidalen Gedanken möglich. Außerdem werden Übelkeit, Schwindel, Mundtrockenheit, Libidoverlust und Kopfschmerzen als Nebenwirkungen beschrieben.
Makrolide wie Clarithromycin und Azithromycin werden unter anderem zur Behandlung von Infektionen der oberen und unteren Atemwege, des Urogenitaltraktes und der Haut angewendet. Erythromycin kommt auch bei Akne zum Einsatz. Makrolide besitzen bakteriostatische bis bakterizide Eigenschaften und binden an die 50S-Untereinheit bakterieller Ribosomen und hemmen so die Proteinbiosynthese.
Vorsicht bei Citalopram und Makroliden
Das Problem: Citalopram und Escitalopram verlängern dosisabhängig das QT-Intervall. Die Folge: schwere Herzrhythmusstörungen und plötzlicher Herztod. Und auch Makrolide können das QT-Intervall verlängern und somit das Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erhöhen. Daher sollte eine Kombination vermieden werden.
Trotz bekannter Gefahr wird Patienten:innen, die mit Citalopram/Escitalopram behandelt werden, ein Makrolid verschrieben – betroffen sind 40 Prozent aller Patient:innen wie die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin informiert. So wurde 209.242 Versicherten der BARMER im Jahr 2016 mindestens einmal Citalopram/Escitalopram verordnet. Von diesen erhielten 4.357 und 2.455 gleichzeitig eine Verordnung über Azithromycin oder Clarithromycin. Vor allem ältere Personen sind gefährdet, da die Toleranz gegenüber den Antidepressiva im Alter herabgesetzt ist.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Haarausfall: Zuckergel als neue Behandlungsoption?
Haarausfall kann verschiedene Ursachen haben. Oftmals ist dieser jedoch erblich bedingt. Nun wollen Forschende eine neue Behandlungsoption entdeckt haben: ein …
Wirkstoff ABC: Lidocain
Von A wie Amoxicillin, über B wie Budesonid bis Z wie Zopiclon: Die Liste der Wirkstoffe ist lang. Aber kennst …
Eisenmangel kann Blutzuckerwerte verfälschen
Verschiedene Faktoren können Einfluss auf die Laborwerte von Patient:innen nehmen. Ein Beispiel ist Biotin, das unter anderem bei Untersuchungen der …