BVpta lehnt unscharfe „Erprobung” der PTA-Vertretung ab
PTA sind keine Notlösung und keine Sparmaßnahme – macht der Bundesverband der PTA (BVpta) deutlich. Wer PTA mehr Verantwortung zutraut, muss die Berufsgruppe auch entsprechend qualifizieren und bezahlen. Der BVpta lehnt eine unscharfe „Erprobung” der PTA-Vertretung entschieden ab.
Die PTA-Vertretung in ländlichen Regionen in einer „praktischen Erprobung“ bewertet der BVpta als kritisch. Diese Differenzierung sei fachlich nicht nachvollziehbar und politisch problematisch: Ein/e PTA ist nicht besser oder schlechter qualifiziert, weil er/sie auf dem Land oder in der Stadt arbeitet. Kompetenz hängt nicht vom Standort/Wohnort, sondern von Ausbildung, Berufserfahrung und gezielter Weiterqualifizierung ab, macht der BVpta deutlich.
Die Beschränkung auf ländliche Regionen vermittele den Eindruck, dass dort geringere fachliche Maßstäbe gelten und das sei inakzeptabel. „Es ist völlig unverständlich, warum eine PTA in der Großstadt eine Tätigkeit nicht verüben darf, die einer PTA im ländlichen Raum zugetraut wird. Das spaltet Berufsgruppen und Regionen und löst kein einziges Versorgungsproblem und gefährdet die Akzeptanz der Reform.“
Aus Sicht des Berufsverbandes sind die Voraussetzungen für die PTA-Vertretung „völlig unzureichend“ und werfen ernsthafte Fragen – vor allem mit Blick auf Qualifikation, Vergütung und die grundsätzliche Zielrichtung der Reform – auf. Besonders kritisch sieht der BVpta den Wegfall der zweijährigen berufsbegleitenden Weiterqualitizierung. Stattdessen sollen PTA auf dem Land bereits nach formaler Berufserfahrung und interner Einweisung durch die Apothekenleitung zur Vertretung befugt sein.
„Mehr Verantwortung ohne verbindliche Weiterbildung ist keine Aufwertung, sondern eine Abwertung unseres Berufes. Wer PTA ernsthaft stärken will, muss in Qualifikationen investieren, nicht sie streichen.“, so der BVpta.
Ein klares Anforderungsprofil für die Vertretung fehlt, die festgelegten Parameter entziehen sich einer objektivierbaren Nachvollziehbarkeit. Welche langjährige berufliche Erfahrung in welchen Tätigkeitsbereichen ist erforderlich? Und was ist mit langjährigen Teilzeitbeschäftigten? Land ja, Stadt nein? – fragt der BVpta.
Ebenso unverständlich ist die im Entwurf vorgesehene „6-Kilometer-Regel“, nach der im Umkreis keine weitere Apotheke vorhanden sein darf. Wie werden diese sechs Kilometer eigentlich berechnet: Luftlinie, Fahrstrecke, Verwaltungsgrenze? Und mit welcher fachlichen Begründung? Diese Regel wirkt aus Sicht des Berufsverbandes willkürlich und realitätsfern. „Die 6-Kilometer-Grenze suggeriert eine objektive Steuerung, ist in der Praxis aber weder sachgerecht noch nachvollziehbar. Sie ersetzt keine echte Versorgungsanalyse, sondern schafft neue Ungleichbehandlungen.“
„Qualifikation und Verantwortung dürfen nicht an geografischen Zufälligkeiten festgemacht werden.“ Daher lautet die Forderung des BVpta, dass die Ausgestaltung der notwendigen Fort- und Weiterbildungsinhalte transparent, praxisnah und unter Einbindung der Berufsvertretungen erfolgt. Die zweieinhalbjährige PTA-Ausbildung bilde eine solide Grundlage – zusätzliche Anforderungen müssen realistisch, einheitlich und bundesweit nachvollziehbar geregelt werden. Dazu gehören klare rechtliche Rahmenbedingungen, faire Vergütung und eine frühzeitige Einbindung der Berufsverbände in die weiteren Verordnungsprozesse.
Der BVpta lehnt eine unscharfe „Erprobung” der PTA-Vertretung entschieden ab.
PTA-Vertretung nur mit Weiterqualifizierung
Eine tageweise, zeitlich begrenzte Vertretung könne nur dann verantwortungsvoll umgesetzt werden, wenn sie an klare Voraussetzungen geknüpft ist, so der BVpta. Dazu gehören eine verbindliche, bundesweit einheitliche Weiterqualifizierung, klare Abgrenzung zwischen Vertretung und Leitung sowie eine angemessene finanzielle Anerkennung der zusätzlichen Verantwortung.
Der BVpta appelliert an das Bundesgesundheitsministerium, die PTA-Vertretung nicht als kurzfristiges Experiment zu betrachten, sondern als Chance für eine nachhaltige Weiterentwicklung der pharmazeutischen Berufe.
„Mehr Verantwortung ohne Qualifizierung und ohne angemessene Vergütung ist keine Aufwertung, sondern eine Verschiebung von Verantwortung nach unten und erinnert doch sehr stark an Denkweisen von Herrn Lauterbach. Hier geht es anscheinend nicht nur um Versorgungssicherung, sondern auch um Personalkosten. Und genau das nährt den Eindruck, dass PTA als billigere Ersatzkräfte eingeplant werden sollen. Wir sind keine billigen Ersatzkräfte!“
Keine Berufsgruppen ausspielen
PTA dürfen nicht zu Lückenbüßer:innen für strukturelle Versäumnisse gemacht werden, weder in der Stadt noch auf dem Land. Die Weiterentwicklung des PTA-Berufs dürfe nicht gegen Apothekerinnen und Apotheker ausgespielt werden. Gleichzeitig brauche sie klare gesetzliche Leitplanken, damit neue Kompetenzen nicht missverstanden oder instrumentalisiert werden.
„Wir wollen Aufwertung ohne Konfrontation und klare Regeln ohne Alarmismus. PTA und Apothekerschaft gehören zusammen. Nur gemeinsam lässt sich die Versorgung sichern.“
Wirtschaftliche Stärkung
Zudem brauchen Apotheken eine sofortige wirtschaftliche Stabilisierung. Dass die wirtschaftliche Stabilisierung der Apotheken erneut auf „das nächste Jahr” verschoben wird, ist angesichts der dramatisch wirtschaftlichen Lage der Apotheken vor Ort nicht mehr vermittelbar, so der BVpta. Daher ist das BMG aufgefordert, den Gesetzentwurf in folgenden Punkten nachzubessern:
- klare, verbindliche, bundesweit einheitliche Qualifizierungswege für PTA statt regionaler Experimente
- Aufhebung der willkürlichen Land-Stadt-Differenzierung
- faire Vergütung für zusätzliche Verantwortung
- eine sofortige wirtschaftliche Stabilisierung der Apotheken und eine klare Abgrenzung: Vertretung darf niemals Leitung ersetzen.
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