Blasenentzündung: Cranberry-Präparate gegen Rückfälle?
Geht es um die Frage nach Behandlungsoptionen bei einer Blasenentzündung, kommen immer wieder auch Cranberry-Präparate ins Gespräch. Doch wie gut eignen sich diese? Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sieht den Nutzen vor allem in der vorbeugenden Einnahme statt in der Akutbehandlung.
Brennen, Schmerzen und ständiger Harndrang – eine Blasenentzündung oder auch Cystitis hat viele „Gesichter“ und ist vor allem eins: unangenehm. Das Problem: Sie kommt gerne wieder und wird so bei vielen Betroffenen zum ständigen Begleiter. Bei leichten Symptomen stehen unterschiedliche Möglichkeiten der Selbstmedikation zur Verfügung, neben Schmerzmitteln sollen beispielsweise Goldrutenkraut und eine Kombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel Linderung verschaffen. Über die Wirkung von Cranberry-Präparaten bei Blasenentzündung wird immer wieder diskutiert, auch wenn diese sich nicht in der S3-Leitlinie zu unkomplizierten Harnwegsinfektionen finden. Das IQWiG sorgt in einem aktuellen Bericht für Klarheit.
Cranberry-Präparate: Vorbeugung statt Akutbehandlung
Die Expert:innen sehen in der Nutzung von Cranberry-Präparaten durchaus Vorteile. Ihr Effekt zur Akutbehandlung bleibt jedoch umstritten. Stattdessen kann es dem Institut zufolge sinnvoll sein, die Präparate vorbeugend einzunehmen, um eine Rückkehr der Cystitis zu verhindern. „Durch den präventiven Einsatz von Cranberry-Präparaten können Rezidive verhindert bzw. hinausgezögert werden. Ob sie auch zur Akutbehandlung geeignet sind, bleibt wegen fehlender Daten offen“, heißt es im Bericht.
Aber der Reihe nach. Für das IQWiG haben österreichische Wissenschaftler:innen die Wirkung pflanzlicher Mittel gegen wiederkehrende Blasenentzündung untersucht. Dazu zählte auch die Einnahme von Cranberry-Präparaten. Das Ergebnis: Im Vergleich zur Nutzung von Placebos zeigten die Mittel einen schützenden Effekt vor einer erneuten Infektion. Diese konnte entweder komplett verhindert oder immerhin hinausgezögert werden. Verglichen mit der Gabe von entsprechenden Antibiotika fiel der Effekt allerdings geringer aus. Dennoch sehen die Expert:innen in den Ergebnissen der Untersuchung eine Möglichkeit, die Nutzung von Antibiotika einzudämmen.
Achtung: Antibiotika sollten „erst nach dem Versagen von anderen Maßnahmen wie Verhaltensänderungen, nicht antibiotischen Präventionsmaßnahmen sowie bei einem hohen Leidensdruck der Patientinnen für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten“ zum Einsatz kommen, heißt es vom IQWiG.
Ob eine ähnliche präventive Wirkung wie bei Cranberry-Präparaten auch bei anderen Phytopharmaka vorliegt, lässt sich laut den Expert:innen derzeit nicht abschließend beurteilen.
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