Bitte nüchtern: Diese Arzneimittel besser ohne Lebensmittel
Bei der Arzneimitteleinnahme ist neben der korrekten Dosierung auch das Timing entscheidend. Denn bekanntlich kann nicht jeder Wirkstoff zu jeder Tageszeit Anwendung finden. Hinzukommen mögliche Wechselwirkungen mit Speisen und/oder Getränken. Stichworte Milch, Grapefruitsaft und Co. Manche Arzneimittel dürfen sogar nur nüchtern eingenommen werden. Wir verraten dir einige Beispiele, für die die Kombi mit Nahrungsmitteln besser tabu ist.
Während einige Medikamente zu einem beliebigen Zeitpunkt eingenommen werden können, ist der Zeitraum bei anderen deutlich eingeschränkt. Vor allem in Kombination mit Nahrungsmitteln kann Vorsicht geboten sein, da Nahrungsbestandteile die Wirkstoffaufnahme, ihren Metabolismus oder ihre therapeutische Wirkung beeinflussen können. Der Grund: Die physiologischen Bedingungen im Magen-Darm-Trakt werden verändert. So kann die Magenentleerung verzögert und/oder der pH-Wert verändert werden, es sind Komplexbildungen sowie ein Konkurrieren um Transportmechanismen in der Darmwand möglich.
Die Rede ist von sogenannten „food effects“, die die Bioverfügbarkeit einiger Wirkstoffe Expert:innen zufolge um bis zu 60 Prozent verringern können. Da wundert es nicht, dass eine Kombi mit Nahrung bei einigen Präparaten tabu ist. Wird für Arzneimittel in der Packungsbeilage die Einnahmeempfehlung „nüchtern“ gegeben, bedeutet das 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit. Alternativ sollten nach dem Essen zwei bis drei Stunden vergehen.
Magensaftresistente Arzneimittel
Vor allem magensaftresistente Präparate sollten in der Regel nüchtern eingenommen werden, da sie dank ihrer Beschichtung erst im Dünndarm wirken sollen. In Verbindung mit Nahrung können sie jedoch den Magen für eine lange Zeit nicht verlassen, wodurch die Wirkung verzögert wird. Ein Beispiel ist einer Studie zufolge die Einnahme von magensaftresistentem ASS. Durch die gleichzeitige Zufuhr von Lebensmitteln wurde die Verweildauer im Magen demnach deutlich verlängert (0,8 vs. 5,9 Stunden) und die Zeit bis zum Wirkeintritt um rund das Dreifache verzögert (von 2,7 auf 8,9 Stunden).
Übrigens: Nicht nur bei Arzneimitteln, sondern auch bei Nahrungsergänzungsmitteln kann der Einnahmezeitpunkt entscheidend sein. So sollten beispielsweise Präparate mit Zink ebenfalls am besten nüchtern geschluckt werden. Der Grund: Bei gleichzeitiger Aufnahme mit anderen Mineralstoffen wird um Transportmechanismen konkurriert.
Bisphosphonate, Levothyroxin und Co. besser morgens und nüchtern
Bisphosphonate, die vor allem zur Behandlung sowie zur Vorbeugung von Osteoporose und anderen Erkrankungen, die zu einer Abnahme der Knochenmasse führen, zum Einsatz kommen, sollten nüchtern, am besten morgens eingenommen werden. Denn ihre orale Bioverfügbarkeit ist ohnehin nur gering. In Kombi mit geringen Mengen an Kationen kann es zur Bildung schwer löslicher Komplexe kommen und die Resorption nahezu komplett blockiert werden.
Ähnlich verhält es sich mit einigen Antibiotika, die beispielsweise in Verbindung mit Calcium, Magnesium oder Eisen aus der Nahrung schwer lösliche Chelatkomplexe bilden, wodurch die Bioverfügbarkeit minimiert wird. Beispiele sind unter anderem Doxycyclin und Ciprofloxacin.
Schilddrüsenpräparate mit Levothyroxin sollten laut Empfehlung ebenfalls morgens mindestens eine halbe Stunde vor dem Essen eingenommen werden. Denn das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) – auch Thyreotroponin genannt – unterliegt dem zirkadianen Rhythmus und erreicht sein Maximum zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Alternativ können entsprechende Arzneimittel auch am Abend eine halbe Stunde vor dem Abendessen oder zwei Stunden danach eingenommen werden. Denn beim gleichzeitigen Verzehr von Lebensmitteln kann wiederum die Resorption deutlich verringert werden.
Auch Glucocorticoide sollen am besten morgens eingenommen werden, weil sie zu dieser Zeit ihre höchste Konzentration erreichen. Ein hoher physiologischer Spiegel kann bei der Arzneimitteleinnahme das Risiko für Nebenwirkungen verringern, weil der Körper die Zufuhr weniger wahrnimmt.
Mehr zu den Einnahmezeitpunkten erfährst du hier.
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