Bereits zwei Rote-Hand-Briefe wurden für den Corona-Impfstoff von AstraZeneca veröffentlicht. Denn im Zusammenhang mit der Impfung kam es in sehr seltenen Fällen zu Thrombosen und Thrombozytopenien. Treten diese nach der Erstimpfung auf, ist Vaxzevria für die Zweitimpfung kontraindiziert, wie ein neues Schreiben informiert.
Hierzulande wird die Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine vorrangig für Personen über 60 Jahren empfohlen. Für Jüngere ist eine Immunisierung jedoch nach individueller Risikoakzeptanz und ärztlichem Ermessen weiterhin möglich. Denn die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat nach ihren Untersuchungen klargestellt: Der Nutzen überwiegt die Risiken. In Rote-Hand-Briefen informierte der Hersteller jedoch einerseits über das Risiko von Thrombozytopenien und Gerinnungsstörungen sowie andererseits über den Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Auftreten einer Thrombose in Kombination mit Thrombozytopenie. In Abstimmung mit dem Paul-Ehrlich-Institut und der EMA gibt es nun ein neues Schreiben von AstraZeneca. Darin informiert der Hersteller darüber, dass eine Zweitimpfung mit Vaxzevria kontraindiziert ist, wenn nach der ersten Dosis ein Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) aufgetreten ist.
Sofern Anzeichen eines TTS beobachtet werden, sollten Expert:innen wie Gerinnungsspezialist:innen zur Diagnose hinzugezogen werden. Denn laut dem Unternehmen brauche das Syndrom „eine spezielle klinische Behandlung“, heißt es in dem Schreiben. Die Fachinformation des Impfstoffs sei bereits entsprechend der neuen Informationen angepasst worden.
Neben dem Hinweis, dass Zweitimpfungen mit Vaxzevria bei TTS kontraindiziert sind, bittet AstraZeneca das medizinische Fachpersonal darum, Personen, die drei Wochen nach der Impfung eine Thrombose aufweisen, auch auf eine Thrombozytopenie zu untersuchen und umgekehrt. Außerdem sollten das medizinische Personal und ebenso Patient:innen stets auf Symptome einer Thrombose und/oder Thrombozytopenie achten. Hierzu gehören Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Beinschwellungen, Beinschmerzen, anhaltende Kopf- oder Bauchschmerzen, verschwommenes Sehen, Verwirrtheit und Hautblutungen.
Die beschriebenen Nebenwirkungen sind sehr selten, übertrafen in der Anzahl aber die erwartete Häufigkeit in der Allgemeinbevölkerung. Die meisten Fälle wurden bei Frauen unter 60 Jahren innerhalb von zwei Wochen nach der Impfung dokumentiert, heißt es in dem Schreiben.
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