B12-Mangel: ASS als Auslöser
Dass Protonenpumpenhemmer (PPI) und Metformin Auslöser für einen Mangel an Vitamin B12 sein können, ist bekannt. Doch auch niedrigdosierte Acetylsalicylsäure (ASS) zur Hemmung der Thrombozytenaggregation kann für ein B12-Defizit verantwortlich sein.
ASS hemmt in geringer Dosierung irreversibel die Thrombozytenaggregation durch Acetylierung der Cyclooxygenase. In der Folge kommt es zu einer Hemmung von Thromboxan-A2 in den Blutzellen. In höheren Dosierungen überwiegt die schmerzstillende Wirkung. ASS gehört zu den nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenase-1 (COX).
Vitamin B12 ist für die Blutbildung, die Zellteilung und die Nervenfunktion wichtig. Gespeichert wird das Vitamin in der Leber. 2 bis 5 mg können dort gespeichert sein – ein Grund, warum sich ein Vitamin B12-Mangel erst nach einigen Jahren bemerkbar machen kann. Betroffene leiden unter unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Blässe oder Kribbeln sowie Taubheitsgefühlen.
Vitamin B12 wird im Dickdarm von Bakterien gebildet, allerdings kann der menschliche Körper die Menge nicht ausreichend verwerten. Um den Bedarf zu decken, ist die richtige Ernährung entscheidend. Die pH-abhängige Resorption erfolgt über den Intrinsic Faktor. Das Glykoprotein bildet mit dem Vitamin B12, das aus der Nahrung aufgenommen wird, einen Komplex und ermöglicht so dessen Resorption.
Weil bei einer Langzeiteinnahme von ASS die Funktion der Magenschleimhautzellen gestört, kann eine verminderte Produktion des Intrinsic factors eine mögliche Folge sein. Somit kann die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung verringert sein.
Außerdem wurde in einer Studie der Zusammenhang zwischen der Einnahme von ASS und einem B12-Mangel an 255 Patient:innen, die zudem eine Infektion mit Helicobacter pylori hatten und aufgrund kardiovaskulärer Probleme im Krankenhaus behandelt wurden, untersucht. Dabei zeigte sich bei den Patient:innen, die dauerhaft ASS einnahmen, häufiger ein Vitamin B12-Mangel als bei denjenigen, die nicht mit ASS behandelt wurden.
Homocystein-Spiegel steigt
Ein B12-Defizit geht mit einer Erhöhung des Homocystein-Spiegels einher, da Vitamin B12 am Homocystein-Abbau beteiligt ist. In der Folge steigt das kardiovaskuläre Risiko. Bei Homocystein handelt es sich um einen Eiweißbaustein, der als Zwischenprodukt bei Stoffwechselvorgängen gebildet wird. Homocystein entsteht während des sogenannten „Methylierungszyklus“ beim Abbau von Methionin. Diese Reaktionen sind lebenswichtig für verschiedenste Prozesse im Körper. Sie laufen tausendfach pro Sekunde in jeder Körperzelle ab und sorgen so für eine normale Zellfunktion.
In höheren Konzentrationen wird der Aminosäure eine gesundheitsschädliche Wirkung zugeschrieben. Erhöhte Homocystein-Spiegel im Blut können negative Auswirkungen auf verschiedenste Bereiche des Körpers haben – unter anderem auf Gedächtnis, Gefäße und Knochensubstanz. Aber auch auf die Fruchtbarkeit und mögliche Schwangerschaften kann die Aminosäure Einfluss nehmen.
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