Klingt absurd, aber Arbeiten kann tatsächlich süchtig machen. Sogar oft. Wie eine aktuelle Studie der Technischen Universität Braunschweig sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigt, leidet jede/r zehnte Beschäftigte unter Arbeitssucht. Was steckt dahinter und woran erkennst du, ob du abhängig von der Arbeit bist?
In der Apotheke lassen sich Überstunden manchmal nicht vermeiden, weil kurz vor Feierabend einfach noch „die Hütte brennt“ und zahleiche Aufgaben erledigt werden müssen. Kommst du dann endlich nach Hause, ist aber Abschalten angesagt. Doch genau das fällt vielen Arbeitnehmer:innen schwer. Kein Wunder, denn inzwischen leidet im Schnitt eine/r von zehn Beschäftigten an Arbeitssucht. Bei den jüngeren Angestellten zwischen 15 und 24 Jahren ist sogar jede/r Achte betroffen. Aber woran lässt sich festmachen, ob es sich um Arbeitssucht oder schlicht Stress handelt?
So viel vorweg: Eine Abgrenzung ist alles andere als leicht, denn stressige Phasen und Co. hat schließlich jede/r mal. Wird es jedoch zum Dauerzustand, dass du nur noch von einem Todo zum nächsten hetzt, Überstunden schiebst und das Gefühl hast, immer mehr in immer weniger Zeit leisten zu müssen, kann eine Arbeitssucht vorliegen.
Arbeitssucht: Das sind die Symptome
Die Anzeichen für Arbeitssucht ähneln denen bei anderen Suchterkrankungen. Das Entscheidende ist vor allem der Abhängigkeitsfaktor, wie die Krankenkasse ikk classic informiert. Das bedeutet, du kannst selbst in der Freizeit nicht auf Arbeit verzichten, checkst den Apothekenchat, sagst Verabredungen ab, fragst die Kolleg:innen aus oder nimmst dir wenn überhaupt nur mit schlechtem Gewissen frei. Es dreht sich also auch im Privatleben der Großteil um die Arbeit, die eigentliche Freizeit wird vernachlässigt.
Hinzu kommt das ständige Gefühl, dass ein Tag nur gut sein kann, wenn viel – möglichst mehr als am Vortag – geleistet wurde. Dann stellt sich Zufriedenheit ein, die jedoch nur kurz anhält. Denn es entsteht zugleich der zwanghafte Ansporn, das Geleistete wieder zu übertreffen, die „Dosis“ muss erhöht werden. Ein Teufelskreis.
Und der schlägt sich auch auf die Stimmung nieder. Sowohl während als auch abseits der Arbeit sind Betroffene oft gereizt, üben ständige Kritik, möchten am liebsten alles kontrollieren, leiden unter Wutausbrüchen und reagieren abwehrend, wenn sie darauf angesprochen werden. Auch regelrechte Entzugserscheinungen sind bei einer Arbeitssucht möglich und zeigen sich beispielsweise durch Nervosität, Herzrasen, Schweißausbrüchen, Magen-Darm-Beschwerden oder Herz-Kreislauf-Problemen bis hin zu Panikattacken.
Der Weg heraus
Wie bei anderen Suchterkrankungen ist Selbsterkenntnis das A und O, um die Arbeitssucht zu überwinden. Denn erst einmal müssen sich Betroffene eingestehen, dass sie kein bewundernswerter Workaholic mit hoher Leistungsbereitschaft, sondern regelrecht abhängig von der eigenen beruflichen Leistung und Anerkennung sind.
Anschließend kommt der für viele noch härtere Teil: Das Ziel ist es, wieder ein gesundes Verhältnis zum Beruf aufzubauen. Und dafür führt am Gespräch mit dem/der Chef:in kein Weg vorbei. Denn diese/r trägt die Fürsorgepflicht, ist für die Gesundheit der Mitarbeitenden verantwortlich und muss daher informiert werden – wenn er/sie es nicht selbst schon längst mitbekommen hat. Gemeinsam sollte dann eine Strategie entwickelt werden, wie die Arbeitsbelastung gesenkt werden kann. Eine Besserung ist jedoch nicht von jetzt auf gleich zu erwarten, sondern braucht Zeit.
Mehr aus dieser Kategorie
Hypertonie: Besser keine ACE-Hemmer und Sartane in der Schwangerschaft?
Dass die Zahl an Patient:innen mit Bluthochdruck stetig zunimmt, ist bekannt. Auch Schwangere sind oftmals von Hypertonie betroffen. Bei der …
Vitamin D: Calciumspiegel erhöht, aber keine Nierensteine
Über das Für und Wider einer Supplementierung von Vitamin D wird immer wieder diskutiert. Denn das Sonnenvitamin ist für den …
Wegen Rucola: RKI meldet Salmonellen-Ausbruch
Im aktuellen Epidemiologischen Bulletin informiert das Robert-Koch-Institut (RKI) über einen internationalen Salmonellen-Ausbruch. Genau geht es um einen rasanten Anstieg an …