Das Apothekenreformgesetz (ApoRG) wurde noch nicht im Bundeskabinett besprochen. Aber: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, gab Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kürzlich zu bedenken. In einem Brandbrief macht Apotheker Wolfgang Scholz seinem Ärger Luft und fasst für Lauterbach zusammen, was er von der geplanten Apothekenreform hält: „nämlich gar nichts“.
Anstatt Apothekenreformgesetz sollten die Pläne des Ministers laut dem Inhaber der Hirsch-Apotheke in Lüdenscheid besser „Apothekensterbegesetz“ oder „Apothekengeldwechselstubengesetz“ heißen. „Apothekensterbegesetz deshalb, weil es die dramatische Entwicklung der Apothekenschließungen bei dem geplanten Stillstand der Honorarentwicklung nicht aufhalten, sondern weiter fördern wird“. Allein in den letzten 2,5 Jahren hätten mehr als 1.000 Apotheken schließen müssen – ein Trend, der sich weiter fortsetzen und womöglich sogar noch verschärfen werde.
Durch die Schließungen würden vielen Inhaber:innen nicht nur die Existenz und/oder die Alterversorgung geraubt, sondern auch ihre Lebensqualität und wahrscheinlich ihre Gesundheit substanziell beeinträchtigt. Das geplante ApoRG und die Diskussionen darum würden deutlich machen, dass Lauterbach keinen Respekt vor dem Berufsstand und der Einrichtung der öffentlichen Apotheke habe.
„Ihre Ignoranz und notorische Weigerung, das Apothekenhonorar deutlich anzuheben und die Abkoppelung der Apotheken von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu beenden, ist asozial“, so der Apotheker weiter. Dies lasse eine „Geiz ist geil“-Mentalität erkennen, der der Bundesarbeitsminister, Hubertus Heil (SPD), vehement widersprochen habe. Nicht umsonst hat auch Heil eine Kopie des Briefes erhalten.
Scholz: Lauterbach handelt inkompetent, ignorant und asozial
Statt ApoRG könnten die Pläne auch als „Apothekengeldwechselstubengesetz“ bezeichnet werden, „weil bei der geplanten Absenkung des variablen Teils des Apothekenhonorars auf 2 Prozent vom Einkaufspreis mit zunehmendem Arzneimittelpreis die Spanne insgesamt von Finanzierungs- und Transaktionskosten für Kredit- oder EC-Karten aufgefressen wird geschweige denn zur Deckung der Logistikkosten wirksam beitragen kann.“
Hinzukommt das bestehende Retaxrisiko, dass die angespannte Situation weiter verschärfe, sodass die Apotheke am Ende als Geldwechselstube mit roten Zahlen dastehe, anstatt als überlebensfähige Unternehmung mit wirtschaftlichen Überschüssen. „Ein Gesetz, dass diese Zusammenhänge und ihre verheerenden Folgen insbesondere auch für die Qualität der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung verkennt, enthüllt ein ungeheuerliches Ausmaß an fachlicher Inkompetenz seines Urhebers“, stellt Scholz klar.
Mit deutlichen Worten schließt er seinen Brief, denn womöglich könnten nur drastische Vergleiche dazu beitragen, dass Lauterbach die Absurdität seines Gesetzesvorhabens doch noch erkennt. „Wenn Sie so lang wären, wie Sie in Sachen Apothekenpolitik inkompetent, ignorant, und asozial handeln, dann könnten Sie mit Ihren Knien leicht aus der Dachrinne Ihres Ministeriums Wasser saufen.“ Scholz hofft, dass Lauterbach seine Ignoranz, Inkompetenz und Asozialität in Sachen Apothekenpolitik abstreift.
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