Apothekenmonitor: Jede/r Kund:in verursacht 7 Euro Personalkosten
Eine Honorarerhöhung ist für die Apotheken in weite Ferne gerückt. Denn beim Fixum wird es vorerst kein Plus geben. Das hat Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) auf dem Deutschen Apothekertag deutlich gemacht. Dabei wäre eine Honorarreform dringend nötig, wie der Apothekenmonitor der Treuhand Hannover zeigt. Denn die Arbeit an Kund:innen wird teurer und dauert länger.
Die Treuhand Hannover hat im Apothekenmonitor unter anderem Zahlen zu Personal und Wirtschaftlichkeit der Apotheke erhoben. Dabei zeigt sich, dass seit acht Jahren der Gewinn je Mitarbeitenden unverändert ist. Zwar ist der Umsatz pro Kopf von 2016 auf 2024 um 45 Prozent gestiegen, doch beim Betriebsergebnis zeigt sich nur eine schwarze Null. „Die Apothekenumsätze wuchsen über die Jahre stark“, heißt es von der Treuhand. „Doch vom Mehrumsatz kommt nichts beim Ergebnis an: der Gewinn je Pharmazeut ist unverändert seit 2016.“
Personalkosten: Knapp die Hälfte vom Gewinn
Dabei geben Apotheken für das Personal 48 Prozent ihres Rohgewinns aus. Jede Öffnungsstunde kostet Apothekeninhaber:innen etwa 130 Euro Personalkosten. Dabei löst jede/r Kund:in Personalkosten von 7 Euro aus. Die Kosten sind im Vergleich zu 2017 um 40 Prozent gestiegen, da die Aufgaben in der Apotheke komplexer geworden sind, beispielsweise aufgrund von Lieferengpässen, Rabattverträgen und mehr Bürokratie. Pro Kund:in werden im Schnitt neuneinhalb Minuten aufgebracht, das ist eine Minute mehr als 2017.
Außerdem zeigen die Zahlen, dass in der Durchschnittsapotheke sechseinhalb Kolleg:innen in Vollzeit arbeiten. Im Jahr 2016 waren es mit 6,1 Vollzeitmitarbeitenden nur knapp weniger. Doch mehr Arbeit ist nur mit mehr Personal zu schaffen.
6.000 Rentner:innen arbeiten noch in der Apotheke
Zudem arbeitet nur jede/r Fünfte über 40 Jahre in Vollzeit. Bei den unter 30-Jährigen ist es nur die Hälfte. Kein Wunder, dass noch viele Rentner:innen – 6.000 – in den Offizinen tätig sind; 2.500 von ihnen sind Approbierte. Nachwuchs kommt zwar nach, doch der will nicht in die öffentliche Apotheke. Von den rund 2.400 Personen, die jährlich eine Approbation erhalten, arbeitet nur knapp die Hälfte – 57 Prozent – auch in der öffentlichen Apotheke, das sind rund 1.350 pro Jahr. Zusätzlich werden 500 bis 700 Approbierte aus Schließungen für den Arbeitsmarkt und somit die Offizin frei.
Was nicht mehr nachkommt sind Pharmazieingenieur:innen. Der Altersdurchschnitt der Berufsgruppe liegt zu 81 Prozent zwischen 55 und 65 Jahren, 17 Prozent sind 66 Jahre und älter und nur 2 Prozent 55 Jahre oder jünger. Der Renteneintritt der Pharmazieingenieur:innen wird teuer für die Apotheken, denn sie sind erfahrene Kräfte, die vertreten dürfen und im Schnitt 27 Stunden pro Woche arbeiten. „Wird diese Arbeitszeit von Approbierten übernommen, entstehen laut Tarifvertrag monatliche Mehrkosten von 450 bis 1.000 Euro pro Person – durch außertarifliche Bezahlung sogar mehr.“ Eine Alternative sind PTA, doch die Delegierten des Deutschen Apothekertages lehnen die geplante zeitweise Vertretung durch qualifiziert weitergebildete PTA ab.
Apothekenmonitor zeigt: Krankheit dauert länger
Mitarbeitende sind öfter und länger krank. Im Durchschnitt fehlen Arbeitnehmende 15 Tage im Jahr. Jeden Tag sind 6 Prozent aller Angestellten krankgemeldet. Und die Betroffenenquote steigt: Hatten vor 2021 weniger als 50 Prozent keine Krankschreibung pro Jahr, so sinkt der Anteil ab 2022 auf 36 Prozent und die Dauer der AU-Fälle steigt.
Teilzeit steigert Zufriedenheit
„Einerseits verschärft eine hohe Teilzeitquote den Personalmangel. Andererseits zeigt unsere Befragung, dass diese Flexibilität zur Arbeitszufriedenheit beiträgt“, so die Treuhand.
Apotheke ist „Wohlfühlarbeitsplatz“
80 Prozent der Befragten kommen gerne zur Arbeit. Etwas mehr (82 Prozent) fühlen sich in der Apotheke wohl. Beides hängt laut Treuhand zusammen: Wer sich wohlfühlt, hat auch geantwortet, dass er/sie gerne zur Arbeit kommt. Und das, obwohl nur zwei Drittel aller Angestellten ihre zu erfüllenden Arbeiten gerne mögen.
Wunsch nach mehr Geld
48 Prozent der Befragten sind zufrieden mit dem Gehalt und den weiteren Extras. Die schlechtesten Rückmeldungen hierzu kamen von Arbeitnehmenden zwischen 50 und 60 Jahren, so die Treuhand. Apotheken sind in einem Dilemma: Die Einstiegsgehälter für PTA und PKA liegen nur knapp über dem neuen Mindestlohn und die Gehaltsentwicklungen sind in der Apotheke endlich, auch weil es kaum Aufstiegsmöglichkeiten gibt.
Zur Methodik: An der Befragung der Treuhand Hannover nahmen 700 Apothekenmitarbeitende teil.
Mehr aus dieser Kategorie
Weniger Betriebstreue? Jedes zweite Arbeitsverhältnis hält kaum ein Jahr
Die Apotheken stehen hierzulande unter Druck. Kein Wunder, dass Kolleg:innen oftmals in andere Branchen abwandern. Doch nicht nur in den …
Achtung, Ghost Promotion: Mehr Verantwortung, mehr Arbeit, aber gleiches Gehalt
Ob Rezepturverantwortung, die Obhut über den Personalplan oder das Arbeiten ohne Aufsicht – Chef:innen können PTA auf verschiedenen Wegen mehr …
Warken: Arzneimittelversorgung im Herbst ist gewährleistet
Bei Medikamenten kann es auch einmal Lieferschwierigkeiten geben. In der Infektionszeit zum Jahresende eskalierten solche Probleme aber zuletzt. Gesundheitsministerin Warken …