Apotheken sterben leise: „Lass das Licht an, Karl!“
Noweda startet eine neue Kampagne und weist auf das Apothekensterben hin. Unter dem Titel „Lass das Licht an, Karl!“ informiert die Apothekergenossenschaft die breite Öffentlichkeit über das anhaltende Apothekensterben und die mangelnde Bereitschaft der politischen Entscheider:innen.
Die Zahl der Apotheken ist im freien Fall. Ende September gab es bundesweit noch 18.176 Apotheken. Das waren 285 Apotheken weniger als Ende vergangenen Jahres – 331 Schließungen standen 46 Neueröffnungen gegenüber. Der Rückgang war damit stärker als in den ersten neun Monaten 2021, in denen unter dem Strich ein Minus von 218 Apotheken stand. Ein Negativtrend, der sich fortsetzt. Hochrechnungen zufolge schließt mittlerweile alle 27 Stunden eine Apotheke – für immer. Darauf soll die neue Kampagne der Noweda aufmerksam machen. Denn: „Apotheken sterben leise.“ Zeit, dass die breite Öffentlichkeit darüber informiert wird.
„Lass das Licht an, Karl!“
„Lass das Licht an, Karl!“ soll in mehreren Kampagnenschritten kommuniziert werden. Den Start macht eine ganzseitige Anzeige im „Focus“ am kommenden Samstag. Großplakate werden im weiteren Rollout der Kampagne folgen. Außerdem sollen passende Spots auf Social Media-Kanälen vor allem die jüngere Zielgruppe auf den Missstand aufmerksam machen.
Auch Apotheken sind gefragt und können sich an der Kampagne beteiligen, denn sie sind essenzieller Bestandteil. Die Noweda stellt kostenlose Plakate für Schaufenster zur Verfügung. Außerdem können die Spots für die elektronischen Medien wie Displays, Apotheken-TV, Websites und Social Media-Profile von den Apotheken genutzt werden.
GKV-Finanzstabilisierungsgesetz und Ignoranz der Politik als Brandbeschleuniger
„Aktuell werden Apotheken vor allem durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz massiv belastet. Dieses wirkt vor dem Hintergrund einer seit Jahren ohnehin angespannten Situation wie ein Brandbeschleuniger. Apotheken werden unwirtschaftlich und müssen schließen. Potenzieller Nachwuchs will sich das große finanzielle Risiko einer eigenen Apotheke verständlicherweise gar nicht erst aufbürden. Der größte Hebel, die desaströse Entwicklung zu ändern und aufzuhalten, liegt in den Händen des Bundesgesundheitsministers Lauterbach“, so Noweda-Chef Dr. Michael Kuck.
„Bemerkt wird der Missstand aktuell oft nur von Menschen, die jenseits von Ballungsgebieten leben und die aufgrund chronischer Erkrankung dringend auf eine Apotheke in ihrer unmittelbaren Umgebung angewiesen sind. Das möchten wir ändern.“
„Für uns ist die Ignoranz seitens der Politik vor allem nach der Leistung der Apotheken in der Pandemie nicht nachvollziehbar“, so Dr. Kuck weiter. „Es ist überaus wichtig, der Bevölkerung klarzumachen, dass ein ausgedünntes Apothekennetz für alle Bürger, ganz besonders aber für die hilfebedürftigsten unter ihnen, etwa Ältere, chronisch Kranke sowie Kinder, ein dramatisches Problem darstellt.“
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