Neben den AHAL-Regeln und Tests gilt das Vermeiden von Kontakten als wichtige Maßnahme im Kampf gegen SARS-CoV-2. Um sich vor einer Ansteckung zu schützen, verzichten viele Menschen daher auch auf Arztbesuche. Doch vor allem die Vorsorge sollte wegen Corona nicht leiden.
Um in der Corona-Pandemie das Infektionsrisiko zu minimieren, wurden zahlreiche Sonderregelungen beschlossen. In Apotheken gilt beispielsweise eine erleichterte Arzneimittelabgabe, damit Kund:innen nicht mehrfach in die Offizin kommen müssen. Auch die Krankschreibung per Telefon gehört zu den Sonderregelungen. Noch bis 31. März können sich Patient:innen mit Atemwegserkrankungen nach einer telefonischen Diagnose auch auf diesem Weg krankschreiben lassen. So sollen die Ansteckungsgefahr durch das Sitzen im vollen Wartezimmer verringert und unnötige Arztbesuche vermieden werden. Das Problem: Seit Beginn der Pandemie verzichten viele Patient:innen auch auf eigentlich notwendige medizinische Untersuchungen, sodass unter anderem die Vorsorge wegen Corona zu kurz kommt – mit dramatischen Folgen, wie ein aktueller Bericht zeigt.
Wegen Corona nicht auf Vorsorge verzichten
Zahlen des Zentralinstituts für Kassenärztliche Versorgung (ZI) machen deutlich, dass die Pandemie generell zu einem Rückgang der Arztbesuche geführt hat. Allein im April 2020 war die Zahl um fast ein Viertel (23 Prozent) geringer als im Vorjahr. Besorgniserregend ist dabei, dass besonders die Vorsorge unter Corona leidet. So gingen beispielsweise Hautkrebs- oder Mammografie-Screenings zwischen März und Mai 2020 um 97 Prozent zurück. Und die Entwicklung scheint weiter anzudauern – ein erhoffter „Nachholeffekt“ blieb bisher aus. „Viele Patientinnen und Patienten sind bislang noch nicht wieder in die ambulante Versorgung zur Früherkennung von potenziell ernsthaften Erkrankungen zurückgekehrt“, erklärt ZI-Geschäftsführer Dominik Stillfried in einer Pressemitteilung.
Doch nicht nur das: Selbst bei akuten Symptomen verzichten Patient:innen offenbar auf eine ärztliche Behandlung. Denn laut ZI-Bericht sank die Zahl der registrierten Notfälle in den Praxen allein im April 2020 um ein Drittel. Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes blieben häufig ihren obligatorischen Kontrolluntersuchungen fern, was zum Teil gravierende gesundheitliche Folgen mit sich brachte. Demnach zeigte sich zum Beispiel bereits im Herbst letzten Jahres, dass die Zahl der Amputationen, die oft aufgrund von chronischen unbehandelten Durchblutungsstörungen notwendig wurden, gestiegen ist.
Die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die gesundheitliche Versorgung lassen sich laut Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Mitglied im Pandemierat der Bundesärztekammer, derzeit noch nicht genau absehen. Dennoch empfiehlt er allen Patient:innen, notwendige Termine für Kontrolluntersuchungen und zur Vorsorge trotz Corona wahrzunehmen, um im Ernstfall frühzeitig die bestmögliche Behandlung zu ermöglichen und Langzeitfolgen zu verhindern. Das gilt auch hinsichtlich der U-Untersuchungen für Kinder.
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