Appell an die Politik: „Lassen Sie die betroffenen Apotheken nicht im Regen stehen!“ Nach der AvP-Insolvenz fordert die Apothekengewerkschaft Adexa von den politisch Verantwortlichen kurzfristige, aber auch nachhaltige Hilfe und schließt sich damit den Apothekerverbänden und -kammern an.
Die Insolvenz des Rechenzentrums AvP könnte auch einige Apotheken in den Ruin stürzen. Prognosen zufolge könnte sich das Apothekensterben in diesem Jahr wegen der AvP-Pleite verdoppeln. Demnach könnten 700 Apotheken ihre Türen schließen – 5.000 Arbeitsplätze wären in Gefahr. In einem offenen Brief wandte sich die Adexa zur AvP-Insolvenz an die Politik: „Arbeitsplätze in den Apotheken sichern! Handeln Sie jetzt!“
Adexa zu Pandemie und AvP-Insolvenz
Apotheken mussten in diesem Jahr einige Hürden überwinden. Die wohl größte ist die Corona-Pandemie, die weltweit das Leben auf den Kopf und die Wirtschaft auf den Prüfstand gestellt hat. Apotheken scheinen für Außenstehende von der Pandemie profitiert zu haben, aber so ist es nicht. „Apotheken sind keine Gewinner der Covid-19-Pandemie“, stellt die Adexa klar.
Zu Beginn der Pandemie herrschte in Apotheken Land unter, doch die anfänglichen Hamsterkäufe flachten ab und vielerorts stand Kurzarbeit auf dem Dienstplan. Zwar zeigte sich schnell, wie wichtig die Vor-Ort-Apotheken sind. Sie seien zwar als systemrelevant anerkannt und für ihre Fachkompetenz und Flexibilität bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln gelobt worden, dennoch habe sich ihre finanzielle Situation nicht entspannt. „Kurz, sie leisten vor und in der Pandemie hervorragende, aber schlecht vergütete Arbeit – und stehen jetzt obendrein in vielen Fällen vor einem wirtschaftlichen Scherbenhaufen oder gar Ruin“, so Adexa-Vorstand Andreas May.
Mitten im Kampf gegen wiederansteigende Infektionszahlen ist für den zahlungsunfähigen Rezeptabrechner AvP das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Bundesweit über 3.000 von zuletzt nur noch knapp 19.000 Apotheken hätten damit Außenstände von im Schnitt rund 100.000 Euro für bereits abgegebene rezeptpflichtige Arzneimittel, so die Adexa. „Dieses Geld steht ihnen von den Kassen zu – wird nun aber im Rahmen des Insolvenzverfahrens nur mit großer Verzögerung und auch nur teilweise aus der Insolvenzmasse ausgezahlt.“
Würden Rezeptabrechnungen für einen ganzen Monat komplett und langfristig ausfallen, könnten das selbst finanzstärkere Apotheken nur mit Mühe stemmen, gibt die Adexa zu bedenken. Viele Apotheken, denen es aus den genannten Gründen ohnehin nicht rosig gehe, stünden jetzt möglicherweise vor dem Aus.
Arbeitsplätze in Gefahr
Unter der Pandemie und der AvP-Insolvenz leiden aber nicht nur die betroffenen Inhaber*innen, die ihre Rezepte über das Rechenzentrum abgerechnet haben, sondern auch deren Mitarbeiter*innen. Die Auswirkungen seien kurzfristig durch Gehaltsausfälle und langfristig durch erschwerte Bedingungen für die Tarifverhandlungen spürbar. Und noch mehr: Auch die Patient*innen würden die Folgen zu spüren bekommen, wenn das Netz der Vor-Ort-Apotheken noch mehr Löcher bekomme.
Adexa appelliert an die politisch Verantwortlichen
„Lassen Sie die betroffenen Apotheken nicht im Regen stehen! Hier muss kurzfristige, aber auch nachhaltige Hilfe geleistet werden, wie sie auch die Apothekerverbände und -kammern jetzt fordern! Jede Apotheke und jedes Apothekenteam wird in der kommenden Herbst- und Wintersaison gebraucht – aber auch nach der Pandemie! Sorgen Sie durch einen Rettungsschirm dafür, dass alle Apotheken weiterhin ihre systemrelevante Arbeit machen können! Und sorgen Sie endlich für eine angemessene und dynamische Honorierung der Apotheken!“, so May.
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