Achtung, Kontrolle: Digitoxin mit Vitamin D
Es wird langsam Herbst und die Sonnenstunden werden weniger – die Nachfrage nach Vitamin D nimmt wieder zu. Doch bei Patient:innen, die mit Digitoxin behandelt werden, ist Vorsicht geboten.
Vitamin D ist ein wahres Multitalent und rückte auch in der Pandemie in den Fokus. Das Sonnenvitamin ist an verschiedenen Prozessen im menschlichen Körper beteiligt: Stoffwechselvorgängen, der Bildung von Proteinen, der Steuerung von Genen, der Bildung von Interleukinen sowie der Aufnahme von Calcium und Phosphat in die Knochen. D3 hemmt die Bildung des Parathormons, das den Knochenabbau fördert. Diskutiert wird auch eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System, Diabetes Typ 2 und Krebserkrankungen. Allerdings blieben bislang Beweise für kausale Beziehungen aus.
Der Körper kann Vitamin D selbst bilden und mithilfe von UV-B-Strahlung. Expert:innen zufolge können über die Haut 80 bis 90 Prozent des Vitamins gebildet werden. Nur etwa 10 bis 20 Prozent werden über die Nahrung aufgenommen. Fetter Seefisch, bestimmte Innereien, Eier und Champignons sind geeignete Lieferanten.
Digitoxin gehört zu den langwirksamen herzwirksamen Glykosiden und besitzt eine geringe therapeutische Breite. Der Arzneistoff besitzt positiv inotrope (Verbesserung der Kontraktionskraft des Herzens) und bathmotrope (Verbesserung der Reizschwelle des Herzmuskels) Eigenschaften. Hinzu kommen negativ chronotrope (Verringerung der Schlagfrequenz) und dromotrope (Verzögerung der Erregungsleitung des Herzens) Eigenschaften.
Der Wirkstoff hemmt spezifisch die Adenosintriphosphatase und somit den aktiven Transport von Natrium- und Kaliumionen. Die extra- und intrazellulären Natriumkonzentrationen nähern sich einander an, wodurch der Natrium-Calcium-Austauscher keinen antreibenden Konzentrationsgradienten mehr besitzt. Es bleibt mehr Calcium in der Zelle, das für die Herzmuskelkontraktion benötigt wird. Ist der Austausch von Natrium und Kalium gehemmt, nimmt auch die Impulsüberleitungsrate in Vorhof und AV-Knoten ab (negativ dromotrop).
Digitoxin und Vitamin D: Das Problem
Eine Hyperkalziämie kann die Folge der synergistischen Wirkung von Calcium und Digitoxin sein und in schweren Erregungsleitungsstörungen enden. Eine Vitamin D-Substitution kann einen erhöhten Calciumspiegel zur Folge haben und somit die Toxizität von Digitoxin erhöhen. Das Risiko für Herzrhythmusstörungen ist erhöht.
Die Lösung
Muss Vitamin D substituiert werden, ist eine regelmäßige Kontrolle der Calciumspiegel in Urin und Plasma nötig. Auch ein EKG sollte in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden.
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