Achtung, „Dickmacher“: Wenn Arzneimittel für Extrakilos sorgen
Die Einnahme von Medikamenten kann mitunter mit Neben- und Wechselwirkungen verbunden sein. Dazu gehört auch eine Gewichtszunahme. Denn einige Arzneimittel gelten als „Dickmacher“ und sorgen für Extrakilos. Wir frischen dein Wissen auf, wann Vorsicht geboten ist und worauf du bei der Beratung achten solltest.
Übergewicht spielt hierzulande eine immer größere Rolle. Demnach ist knapp jede zweite Frau in Deutschland übergewichtig, bei den Männern sind es sogar sechs von zehn, wie aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Die Gründe dafür sind vielfältig, allem voran zu wenig Bewegung und eine unausgewogene Ernährung. Doch auch einige Arzneimittel können für Extrakilos auf der Waage sorgen, wie die Landesapothekerkammer Sachsen informiert. Zu den Übeltätern gehören dabei unter anderem Betablocker, Kortison oder Diabetesmedikamente, aber auch einige Psychopharmaka.
Welche Arzneimittel sorgen für Extrakilos?
Der Reihe nach. Werden Patient:innen, die unter Bluthochdruck oder Herzproblemen leiden, mit Betablockern wie Bisoprolol oder Metoprolol behandelt, kann eine Gewichtszunahme die Folge sein. Der Grund: Als Nebenwirkungen können neben Schwächegefühl auch Müdigkeit und Somnolenz auftreten, was häufig eine verminderte Bewegungsbereitschaft zur Folge hat, wie die Kammer informiert. Dagegen können Kortison-haltige Präparate, die zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen angewendet werden, nicht nur optisch für eine veränderte Körpergestalt – Stichwort „Vollmondgesicht“ – sorgen, sondern auch für einen gesteigerten Appetit bei einem reduzierten Energieverbrauch. Die Folge: Die Arzneimittel bescheren Patient:innen häufig Extrakilos.
Bei Insulin zur Diabetesbehandlung handelt es sich laut der Kammer um einen „Teufelskreis“. Demnach erhöhe sich als Nebenwirkung die Fettmasse im Körper, wodurch wiederum eine erhöhte Insulingabe nötig werde. Auch Sulfonylharnstoffe, die ebenfalls bei Diabetes zum Einsatz kommen, können zu einer Gewichtszunahme führen, denn sie fördern die körpereigene Insulinausschüttung.
Daneben können auch einige Neuroleptika, Antiepileptika, Antipsychotika wie Haloperidol und Antidepressiva wie die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Citalopram oder Mirtazapin das Körpergewicht beeinträchtigen, teilweise erst nach längerer Einnahme.
Übrigens: Demgegenüber gibt es der Kammer zufolge bisher keine wissenschaftlichen Belege, dass hormonelle Verhütungsmittel wie orale Kontrazeptiva, Spirale, Vaginalring oder Hormonpflaster mit einer Gewichtszunahme in Verbindung stehen.
Anpassung der Dosierung oder Wirkstoffumstellung als Lösung
Klagen Patient:innen in der Apotheke trotz unverändertem Lebensstil über eine plötzliche Gewichtszunahme, sollten daher bestimmte Arzneimittel als Ursache für die Extrakilos in Betracht gezogen werden. Entscheidend für die Beratung: den/die Patient:in darauf hinweisen, die Medikamente nicht auf eigene Faust abzusetzen. Stattdessen ist Arztrücksprache angezeigt, um die Dosierung anzupassen, eine Wirkstoffumstellung vorzunehmen oder bei Bedarf zusätzliche Arzneimittel zu verordnen, die der Nebenwirkung entgegenwirken. Bei einem ständigen Appetitgefühl kann außerdem – wenn möglich – zu einer Einnahme am Abend geraten werden.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Onligol und Enterolactis: Alfasigma bringt Macrogol und patentierte Milchsäurebakterien
Alfasigma erweitert das Portfolio um den Bereich Consumer Healthcare (CHC). Mit Onligol und Enterolactis kommen zwei neue Marken in die …
Arbeitszeiterfassung: Ärger vorprogrammiert?
Die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung ist flächendeckend umzusetzen. Das hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) vor knapp drei Jahren entschieden. Auch zum Wie …
Verbandstoffe: Abgabe an Praxen dokumentieren
Alle Vertriebsstufen von Medizinprodukten sollen rückverfolgbar sein. Dazu ist eine Dokumentation unerlässlich. Betroffen sind auch die Apotheken, und zwar nicht …