TSH-Werte: Auf die Jahreszeit kommt es an
Verschiedene Faktoren können die Laborwerte von Patient:innen beeinflussen. Dazu zählt unter anderem auch die Jahreszeit. Und das zeigt sich nicht nur im Vitamin D-Spiegel – Stichwort Sonneneinstrahlung –, sondern auch beim Thyroidea stimulierenden Hormon (TSH). Denn die TSH-Werte können je nach Jahreszeit schwanken. Bei der Diagnose ist somit Vorsicht geboten.
Der TSH-Spiegel kann Auskunft über die Schilddrüsenfunktion geben. Denn der Hypothalamus steuert über das Schilddrüsen stimulierende Hormon die Ausschüttung der Hormone Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4). Ein erhöhter TSH-Wert deutet auf eine Hypothyreose, sprich eine Schilddrüsenunterfunktion durch eine zu geringe Produktion von T4 hin, während ein zu niedriger TSH-Spiegel für eine Hyperthyreose spricht.
Doch bei der Analyse der Laborwerte ist Fingerspitzengefühl gefragt: Nicht nur Hormonschwankungen wie beispielsweise durch die Pubertät, sondern auch die Jahreszeit kann Einfluss auf die TSH-Werte haben. Denn sie unterliegen offenbar saisonalen Schwankungen, wie Forschende herausgefunden haben.
Jahreszeiten beeinflussen TSH-Werte
Wissenschaftler:innen der Yale School of Medicine in den USA weisen auf saisonale Veränderungen des TSH-Spiegels hin, die in einer japanischen Studie an rund 7.000 Patient:innen belegt wurden, bisher jedoch kaum Berücksichtigung finden würden. Dabei zeigte sich: Die TSH-Werte waren im Winter tendenziell höher als im Sommer, während der T4-Gehalt stabil blieb. Konkret wurde der höchste TSH-Gehalt im Januar und Februar, der niedrigste dagegen zwischen Juni und August gemessen. Die Abweichungen betrugen laut der Studie bis zu knapp zwei Einheiten (5,2 mU/l versus 3,4 mU/l).
Die Folge: Werden die Laborwerte von Patient:innen in der kalten Jahreszeit untersucht, kommt es häufiger zur Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion und einer entsprechenden Behandlung mit Levothyroxin, obwohl diese womöglich gar nicht notwendig ist. Allein in den USA würden laut den Forschenden neun von zehn L-Thyroxin-Patient:innen das Medikament unnötigerweise erhalten.
Sie appellieren daher, die Abweichung der TSH-Werte in Bezug auf die Jahreszeit bei der Diagnose im Blick zu haben. Vor Therapiebeginn sollte daher eine erneute Analyse mindestens drei Monate nach dem ersten Test durchgeführt werden, um Fehldiagnosen zu vermeiden. Hinzukommt, dass neben jahreszeitlichen Schwankungen auch Faktoren wie Alter, Geschlecht und Tageszeit Einfluss auf den TSH-Spiegel haben können, was ebenfalls berücksichtigt werden sollte.
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