„Wer zuletzt einschläft“: Gefährliche TikTok-Challenge mit Clonazepam
In den sozialen Medien kursieren täglich neue Trends, die zum Mit- beziehungsweise Nachmachen aufrufen. Einige davon können jedoch gefährlich werden – vor allem, wenn Arzneimittel im Spiel sind. „Sleepy chicken“ ist nur ein Beispiel dafür. Nun wird vor einer TikTok-Challenge mit Clonazepam gewarnt.
Aktuell warnt die Kommission zum Schutz vor Gesundheitsrisiken in Mexiko (Cofepris) vor dem Gebrauch rezeptpflichtiger Arzneimittel im Zuge von viralen Trends in den sozialen Medien. Konkret geht es um die TikTok-Challenge „Wer zuletzt einschläft, gewinnt“, bei der Clonazepam eingenommen wird. Dabei versuchen Schulkinder, trotz Einnahme des Medikaments im Unterricht möglichst lange wach zu bleiben – mit schwerwiegenden Folgen.
Clonazepam gehört zu den Antiepileptika aus der Gruppe der Benzodiazepine. Der Wirkstoff besitzt anxiolytische, sedierende, hypnotische, muskelrelaxierende und antikonvulsive Effekte und wird vor allem bei Epilepsie eingesetzt. Außerdem kommt es zum Off-Label-Use, beispielsweise beim Restless-legs-Syndrom, Angststörungen und sozialen Phobien. Die Wirkung von Clonazepam geht auf eine Verstärkung des Neurotransmitters GABA zurück. So erhöht der Wirkstoff die Affinität von GABA zu seiner Bindungstelle am Rezeptor und steigert damit die Öffnungswahrscheinlichkeit des Chloridkanals. Ein zunehmender Einstrom von Chloridionen in die Zelle führt wiederum zu einer Hyperpolarisation, wodurch die Zelle für exzitatorische Reize unempfindlicher wird. Ist jedoch kein GABA vorhanden, bleibt die Wirkung aus.
TikTok-Challenge mit Clonazepam birgt Risiken
Die mexikanische Behörde rät jedoch eindringlich von der Teilnahme an der TikTok-Challenge mit Clonazepam ab. „Unangemessener, medizinisch nicht überwachter und unverantwortlicher Konsum von Medikamenten mit anxiolytischen Eigenschaften wie Clonazepam hat Nebenwirkungen, die von Schläfrigkeit, Schwindel und Übelkeit bis hin zu Gleichgewichtsstörungen, Koordinationsproblemen, Denk- und Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen, Muskel- oder Gelenkschmerzen, verschwommenem Sehen, Zittern, Inkontinenz oder Harnverhalt und vermehrtem Speichelfluss reichen“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Hinzu kommen Atemprobleme, Sedierung sowie schwere Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die sogar ein Koma verursachen können. So mussten bereits mehrere Schulkinder mit Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus behandelt werden. Eltern und Lehrkräfte werden dazu aufgerufen, Kinder und Jugendliche über die Risiken aufzuklären. „Darüber hinaus fordert die Regulierungsbehörde die Bevölkerung auf, Verkaufsstellen zu melden, in denen Clonazepam ohne ärztliche Verschreibung verkauft wird“, heißt es in der Meldung weiter.
Inzwischen wurden in den sozialen Medien zahlreiche Videos von Nutzer:innen hochgeladen, die auf die Gesundheitsgefahren von Clonazepam und der damit verbundenen TikTok-Challenge hinweisen.
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